Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Peter Füssl · 18. Nov 2010 · CD-Tipp

The Jazz Passengers: Reunited

Die Produktionen der Jazz Passengers waren immer durch einen hohen Spaßfaktor gekennzeichnet, umso erfreulicher, dass auch das „Reunited“-Album der New Yorker Cracks nach zehn Jahren Funkstille wieder die gewohnte, mitreißende Mixtur liefert.

Soll heißen: ein bisschen Hardbop da, eine ordentliche Portion Zappa dort, ein bisschen Mingus zum Drüberstreuen, ein paar Löffel Vaudeville dazu und einige wohldosierte Tröpfchen Blues, Rock oder Free-Jazz, die dem Gebräu die Würze geben. Die beiden Bandleader, Saxophonist Roy Nathanson und Posaunist Curtis Fowlkes, haben die Urbesetzung aus dem Jahr 1987 zusammengetrommelt mit Bill Ware am Vibraphon, Bradley Jones am Bass und E.J. Rodriguez an den Drums. Auch Geiger Sam Bardfeld zählt mittlerweile zum Urgestein und sogar der erste „Jazz Passengers“-Gitarrist Marc Ribot steuert auf sechs der neun Titel seine unverkennbare Saitenzauberei bei. Die Herrn haben’s musikalisch gesehen nach wie vor faustdick hinter den Ohren, überraschende Wendungen liegen sozusagen an der Tagesordnung, und da wird mit einem Witz gespielt und einer Inbrunst gesungen, dass einem das Herz aufgeht. Sogar Elvis Costello lässt sich anstecken und legt auf dem Opener „Wind Walked By“ in einem Maße los, dass der Song mit Sicherheit in der Hitparade landen wird – fragt sich nur, in welcher. Als kleine Draufgabe hat man noch zwei  fünfzehn Jahre alte, von der New Wave-Ikone „Blondie“ Deborah Harry gesungene Live-Mitschnitte als Bonustracks angehängt. Energie und Lebensfreude pur – so riecht der Jazz ganz gewiss nicht eigenartig.
(enja/yellowbird-records/Vertrieb: Jürgen Rottensteiner)