Neu in den Kinos: „Teaches of Peaches" Musikdoku des gebürtigen Vorarlbergers Philipp Fussenegger (Foto: Avanti Media Fiction)
Peter Füssl · 23. Jul 2012 · CD-Tipp

Steve Kuhn Trio: Wisteria

Das Titelstück, die Art Farmer-Komposition „Wisteria“, spielten der 74-jährige Pianist Steve Kuhn und der 72-jährige Bassist Steve Swallow erstmals gemeinsam im Quartett des Trompeters Anfang der 60er Jahre. Seither arbeiteten sie unzählige Male live und auf einer Handvoll ziemlich erfolgreicher Alben zusammen, reichhaltige Erfahrungen, die es wohl ausmachen, dass die nun vorliegende CD so ungemein entspannt klingt und trotzdem vom ersten bis zum letzten Ton spannend bleibt.

Steve Kuhn bewegt sich mit seinem eloquenten Pianospiel dort, wo er sich am wohlsten fühlt, nämlich im Spannungsfeld zwischen Jazzpiano-Tradition und gemäßigter Avantgarde, Steve Swallow lässt seinen melodiösen Bass singen, dass es eine wahre Freude ist, und der um eine Generation jüngere Drummer Joey Baron sorgt mit seiner kraftvoll-dezenten, ungemein einfallsreichen Rhythmusarbeit für die solide Erdgebundenheit des Trios, das trotz jahrelanger Bekanntschaft erstmals zusammenspielt. Mit großer Abgeklärtheit und viel Sinn für Ästhetik, aber niemals in blinde Routine verfallend, werden sechs Kuhn-Kompositionen, die man zum Teil von seinem Orchesteralbum „Promises Kept“ schon kennt, zwei Swallow-Originals, „Permanent Waves“ von Carla Bley und die herzergreifende Latin-„Romance“ von Dori Cayimmi interpretiert. Den weiten Bogen von druckvollem Hardbop bis hin zur hohen Kunst der gefühlvollen, aber völlig kitschfreien Ballade spannt dieses Trio mit einer bewundernswerten Souveränität und garantiert für 67 Minuten und 33 Sekunden absolutes Hörvergnügen.     
(ECM/Vertrieb: www.lotusrecords.at)