Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Peter Füssl · 31. Aug 2016 · CD-Tipp

Sinikka Langeland: The Magical Forest

Bereits auf dem vor zehn Jahren erschienenen ECM-Debut „Starflowers“ und auf dem Nachfolgealbum „Land That Is Not“ von 2010 sorgten Trompeter Arve Henriksen und Saxophonist Trygve Seim aus Norwegen, der schwedische Kontrabassist Anders Jormin und der finnische Perkussionist Markku Ounaskari auf eindrucksvolle Weise für die perfekte Umsetzung der musikalischen Ideen der norwegischen Sängerin und Kantele-Virtuosin Sinikka Langeland. In ihren einzigartigen Klangwelten verbindet sie in perfekter Harmonie archaisch Folkloristisches mit jazzig Zeitgenössischem und frei Improvisiertem.

Die jahrzehntelange Zusammenarbeit aller Beteiligten hat sich nicht in Routine erschöpft, sondern gipfelt in einem selten zu hörenden, unglaublich stimmigen und stimmungsvollen Bandsound, gespickt mit exzellenten Soli und musikalischen Zwiegesprächen – etwa zwischen Henriksen und Seim. Die drei erstklassigen Sängerinnen des Trio Mediaevel passen sich hervorragend in dieses ausgewogene Klangbild ein, dessen Farbenspektrum sie um weitere reizvolle Facetten erweitern. „The Magical Forest“ ist eine wunderbare Hommage an die an der südöstlichen Grenze zu Schweden liegende norwegische Region Finnskogen, die ihren Namen jenen finnischen Siedlern verdankt, die das waldreiche Gebiet im 16. und 17. Jahrhundert besiedelten. Sinikka Langeland, die im Vergleich zu früher ihre nordische Kastenzither Kantele vermehrt auch solistisch zum Einsatz bringt, lebt seit 1992 in dieser Gegend und hat sie auch als Musikwissenschaftlerin erforscht. Längst ist sie in die alten Mythen, etwa vom Lebensbaum oder der Weltachse, eingetaucht und integriert nahtlos die Vertonung eines uralten Runenliedes oder die Melodie eines überlieferten Folksongs  in das eindrucksvolle Konvolut an Eigenkompositionen, zu denen sie auch die Lyrics verfasst hat. Im Gegensatz zu ihrem im Vorjahr erschienenen, großteils instrumentalen Album „The Half-Finished Heaven“, sind es in diesem magischen Wald, der zu einer über Finnland, Russland und Sibirien bis Japan reichenden schamanistisch-spirituellen Zone zählt, oft gerade die Stimmen, deren magischer Wirkung und zeitlosen Schönheit man sich nicht entziehen mag. (ECM/Vertrieb: www.lotusrecords.at).