Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 11. Jul 2013 · CD-Tipp

Sigur Rós: Kveikur

Auf dem siebten Album der zum Trio geschrumpften isländischen Kult-Band gibt es kaum Elemente, die nicht auf den Vorgängeralben auch schon aufgetaucht wären, aber die Gewichtung hat sich sehr verändert. Jetzt haben öfters mal die Gebirgstrolle das Sagen, während Feen und Elfen nur kryptische Botschaften der Entspannung schicken dürfen.

Gleich schon der Auftakt ist ein Blick in den Schlund eines brodelnden Vulkans voller gewaltiger Eruptionen – magisch schön und ungeheuer machtvoll. Bassist Georg Goggi Hólm und Drummer Orri Páll Dýrason zaubern kraftvolle, erdige an Industrial  erinnernde und Noise-versetzte Rhythmen, unterstützt von Jónsi Birgissons Gitarre und wirkungsvoll kontrastiert durch seine verhallte Falsettstimme. Nach diesem Muster ist auch der Titelsong „Kveikur“ gestrickt, ein höchst brisant daherrumpelndes Meisterwerk. Aber selbst die hymnischen, traumhaften Songs können mitunter durch eine unterschwellig spürbare Aggressivität verstörend wirken und unerwartete Wendungen nehmen. Die Melancholie pendelt permanent zwischen Schönheit und Düsternis. Song-Elemente von poppiger Leichtigkeit blitzen nur mal kurz auf, selbst der vordergründig entspannt daherkommende, von Piano- und Streicherklängen getragene Ausklang „Var“ erhält durch die mit dem Bogen gestrichene Gitarre einen schwirrenden, beunruhigenden Unterton. Nicht nur das härteste, sondern seit langem auch das abwechslungsreichste und interessanteste Album der Isländer – dieser Kveikur (Isländisch für Kerzendocht) ist noch lange nicht heruntergebrannt.
(XL Recordings/Beggars Group)