„Sunset Boulevard“ von A.L.Webber in der Inszenierung des Musiktheaters Vorarlberg (Foto: mtvo).
Peter Füssl · 13. Nov 2017 · CD-Tipp

Scott DuBois: Autumn Wind

Der aus Chicago stammende und in New York lebende 39-jährige Gitarrist und Komponist Scott DuBois hat ein ganz besonderes Faible für ausgefallene Konzeptalben. So schilderte er etwa in seinem hochgelobten, 2015 erschienenen ACT-Debut „Winter Light“ in sieben Stücken den Tagesablauf in einer ländlichen Winterlandschaft – von den ersten Lichtstrahlen am Morgen bis zur finstersten Nacht. Das aktuelle Album „Autumn Wind“ klingt nun noch durchdachter, wirkt aber keineswegs verkopft, sondern erweist sich vielmehr als ungemein abwechslungsreiches, stilistisch vielschichtiges und farbenreiches Werk.

Scott DuBois lässt sich für die 13 Kompositionen von herbstlichen Natureindrücken inspirieren, von Richtung Süden ziehenden Vögeln, vom Farbwechsel der Blätter, von Spaziergängen in der nebligen Abenddämmerung, von rauen Stürmen oder vom grauen Kaminrauch, der in den eiskalten, klaren, blauen Himmel aufsteigt. Seine seit zehn Jahren existierende Working Band mit dem deutschen Bassklarinettisten/Tenorsaxophonisten Gebhard Ullmann, dem dänischen Drummer Kresten Osgood und dem derzeit unglaublich gefragten Kontrabassisten Thomas Morgan erweitert Scott DuBois um ein Streichquartett und ein Holzbläserquarett. Er gestaltet das erste Stück „Mid-September Changing Light“ als ausgefeiltes, vielschichtiges Gitarrensolo und lässt dann bei jedem weiteren Stück jeweils ein neues Instrument dazukommen, bis dann gegen Ende hin auf „Autumn Aurora Borealis“, wo es also um die herbstlichen Polarlichter geht, alle zwölf Musiker gleichzeitig im Einsatz sind. DuBois lässt zudem jedes Stück mit einem anderen, jeweils ansteigenden Ton beginnen, sodass sich das musikalische Geschehen wie eine Bergtour Richtung Gipfel aufbaut. Jedes Stück ist für sich ein höchst eindrucksvolles Klangbild, in Summe ergibt sich daraus aber ein riesiges, unglaublich stimmungsvolles und faszinierendes Monumentalgemälde, auf dem zarteste Meditationen ebenso ihren Platz finden wie ekstatische Free-Orgien, Komponiertes und Improvisiertes nahtlos ineinander übergehen und selbst komplexe Kompositionstechniken völlig organisch in ein großes Ganzes integriert wirken. „Autumn Wind“ ist ein wirklich faszinierendes Meisterwerk, das aufgeschlossenen Fans aus allen musikalischen Lagern wundervolle Herbstimpressionen ermöglicht, ganz egal, was sich vor dem Fenster draußen tatsächlich abspielt.

(ACT)