Savages: Adore Life
Mit dem Debütalbum „Silence Yourself“ katapultierten sich Gitarristin Gemma Thompson, Bassistin Ayşe Hassan, Drummerin Fay Milton und allen voran die aus Frankreich stammende, für die Texte verantwortliche Sängerin Jehnny Beth 2013 ins internationale Rampenlicht. Diese von existenziellen Ängsten und Wut gesteuerte, ungemein dringliche, von überbordender Energie getriebene Post-Punk-Attacke der Savages schlug als Bombe an Authentizität und Unverstelltheit in die vielfach von Marktstrategien durchtränkte Musikindustrie ein. Mittlerweile weiß das extrem stilbewusst stets in Schwarz und behost auftretende Damenquartett längst die Marktmechanismen zu nutzen, ohne jedoch an Frische und Glaubwürdigkeit verloren zu haben.
„Adore Life“, also bewundere das Leben, ist ironiefrei gemeint. Dass das aber nicht kampflos geht, beweist die geballte Faust auf dem Cover. So besingen die Savages in diesem Konzeptalbum zum Thema Liebe (als Droge, als Krankheit, als Hoffnung, als Überlebensstrategie) gnadenlos alle Zerwürfnisse, Fallgruben und schmerzhaften Niederlagen, die das Leben im Allgemeinen und die Liebe im Besonderen bereit halten, und verdichten die Text-Aussagen mit kantigem, treibendem, mitunter düster-noisigem, manchmal Synthie-versetztem polterndem Postpunk. Analog zur optischen Ausrichtung der Band und der graphischen Covergestaltung dominiert auch musikalisch das Schwarz-weiß – keine Kompromisse bitte, und schon gar keine müden. Das jenseits aller Hektik temporeduziert daherschunkelnde, aber inhaltsschwer die Spannung aufbauende Titelstück „Adore“ fällt musikalisch völlig aus dem Rahmen und weist wohl in eine Zukunft, in der Lebenslust und -gier noch größere Themen sein könnten. Man darf gespannt sein, womit uns die eigenwilligen Damen auf ihrem absehbaren Weg in die Top-Liga noch die Gehörgänge ausputzen werden.
(Matador)
Konzert-Tipps:
11.3. Strom, München
15.3. Dynamo, Zürich