Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Peter Füssl · 25. Okt 2011 · CD-Tipp

Pierrick Pédron: Cheerleaders

Kenner schätzen den französischen Jazz schon lange als unerschöpflichen Pool höchst eigenwilliger, kreativer Querköpfe, und hier hat gerade das ACT-Label immer wieder äußerst Hörenswertes in unsere Breitengrade gebracht: man denke etwa an die diversen Bands von Nguyên Lê, an Céline Bonacina oder Youn Sun Nah. Der 42-jährige virtuose Altsaxophonist Pierrick Pédron ist bei uns völlig unbekannt, obwohl er in Frankreich schon seit 25 Jahren auf der Bühne steht und mit so renommierten Preisen wie dem „Prix Boris Vian“ oder dem „Prix Django Reinhardt“ ausgezeichnet wurde.

Das wird sich mit dem gleichermaßen vergnüglichen wie abwechslungsreichen Konzeptalbum „Cheerleaders“ möglicherweise rasch ändern. Denn hier greift der einstmals mit Charlie Parker-Interpretationen brillierende Franzose tief in die musikalische Trickkiste. Ausgehend von den in Frankreich und den Benelux-Ländern ausgesprochen beliebten Fanfares, einer Art Blasmusikkapellen, die sich aber von jenen in den deutschsprachigen Ländern stark unterscheiden, und den sie begleitenden Cheerleadern, hat Pierrick Pédron eine Suite mit „Cheerleader-Träumen“ entworfen. Zuerst wurde mit 16 Bläsern und Perkussionisten in einem Pariser Studio der „Fanfare“-Part aufgenommen, der – mitunter auch mal stark verfremdet – stets im Hintergrund der Stücke liegt. In Brüssel legten dann im Studio des Pop-Produzenten Jean Lamoot die sieben Jazzer ihren Part darüber. So entstand ein Sammelsurium an wahnwitzigen Soundideen, spleenig-vertrackten Stilwechseln und solistischen Gemmen – ob rockige Gitarre ober boppiges Sax. Irgendwann verdichten sich dann auch die Cheerleader-Träume wie ein Hörfilm in den Köpfen der Zuhörer, wobei an jeder Ecke, pardon, nach jedem Takt, eine musikalische Überraschung lauert.
(ACT/Vertrieb: www.rottensteiner-pr.at)