Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Peter Füssl · 21. Jun 2017 · CD-Tipp

Parisien - Peirani - Schaerer - Wollny: Out of Land

Wenn ein Label vier seiner hervorragenden Zugpferde zusammenspannt, liegen dieser Idee oft eher Business-Interessen als künstlerische Überlegungen zugrunde - dementsprechend kommt bei sogenannten Supergroups nicht selten nur mit Virtuosität kaschiertes Mittelmaß heraus. Das lässt sich von diesem neuen Quartett wahrlich nicht behaupten, denn der deutsche Pianist Michael Wollny, der Schweizer Stimmakrobat Andreas Schaerer, der französische Akkordeonist Vincent Peirani und sein Landsmann Emile Parisien am Sopransaxophon verstehen es, ihre kreativen Kräfte, ihren ungezwungenen Umgang mit Genres und Stilen und ihre Lust am Experimentieren zu bündeln und nochmals zu potenzieren

Sie bewegen sich altersmäßig alle zwischen 35 und 40 Jahren, jeder von ihnen wurde für unterschiedlichste Projekte mit Kritikerlob und Preisen überhäuft, keiner braucht mehr etwas zu beweisen. Dementsprechend ging man es locker an, probte drei Tage lang, um dann Vieles live auf der Bühne des bee-flat in Bern, wo das Konzert am 10. April 2016 mitgeschnitten wurde, wieder zu verwerfen und der Musik in spontanen Improvisationen ihren Lauf zu lassen. Je zwei Kompositionen von Peirani und Schaerer und eine von Wollny haben es auf die Platte geschafft. Wie der Titel „Out of Land“ schon erahnen lässt, wird hier der Abenteuerlust jenseits musikalischer Komfortzonen gefrönt, Spontaneität und Einfallsreichtum dominieren das ungemein abwechslungsreiche Geschehen, die Akteure spornen sich in unterschiedlichsten Konstellationen zu Höchstleistungen an. Das reicht von meditativen Klängen und lyrisch-impressionistischen Soundlandschaften zu interessanten Klangexperimenten und druckvoll vorantreibenden Energiebündelungen. Michael Wollny, Emile Parisien und Vincent Peirani – die schon in verschiedenen Konstellationen miteinander gespielt haben – bieten Grandioses, aber Andreas Schaerer ist eine phänomenale Erscheinung, eine Naturgewalt. Seine Vokalartistik ist es, die dieses exzellente Album zum unverwechselbaren Ereignis macht.

(ACT)