Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Peter Füssl · 25. Apr 2016 · CD-Tipp

Omer Avital: Abutbul Music

Der marokkanisch-jemenitisch-stämmige Kontrabassist Omer Avital lebt wie seine israelischen Landsleute Drummer Ofri Nehemya und die beiden Saxophonisten Asaf Yuria und Alexander Levin in New York, einzig Pianist Yonathan Avishai hat seine Zelte in Paris aufgeschlagen, wo auch das vorliegende Album aufgenommen wurde. Abutbul lautet der marokkanische Familienname, der erst nach der Umsiedlung nach Israel von Omers Vater in Avital umgeschrieben wurde – der Albumtitel deutet also an, dass es dem Bandleader um ein „Back to The Roots“ geht. Nicht zum ersten Mal übrigens, denn vor ein paar Jahren war Avital mit seinem Trio und der „Suite of The East“, aber auch mit dem gemeinsam mit dem Sänger Ravid Kahalani gegründeten Worldmusic-Projekt „Yemen Blues“ sehr erfolgreich.

In den neun Eigenkompositionen lässt Omer Avital auf gleichermaßen mitreißende wie geschmackvolle Weise jüdisch-jemenitische Tradition mit Berber-Einflüssen und  Hardbop-, Soul-Jazz- oder Latin-Elementen verschmelzen. „Die Melodien sind die Monarchen meiner Musik“, erklärt der Bassist seinen kompositorischen Ansatz, die meistens zwischen sieben und zehn Minuten langen, mitunter auch suitenartigen Stücke wechseln aber vielfach mehrmals den Charakter und verblüffen mit rasanten Rhythmuswechseln und lässigen Grooves. Ob Ballade oder Up-tempo-Nummer, das Quintett agiert stets ausgesprochen kraftvoll und auf höchstem emotionalem Level. Pianist Yonathan Avishai, der auch auf dem soeben erschienenen ECM-Album „Into the Silence“ des Trompeters Avishai Cohen eine exzellente Rolle spielt, stellt einmal mehr seinen Einfallsreichtum unter Beweis, Yuria und Levin spornen sich zu expressiven Sax-Eruptionen an und Ofri Nehemya trommelt sich höchst agil und mit großer Leichtigkeit durch den rhythmischen Dschungel. Omer Avital, der neben Jazz auch klassische Komposition, arabische Musiktheorie, Oud und traditionelle israelische Musik studiert hat, spielt äußerst banddienlich, liefert aber mit einem längeren Solostück auch eine beachtenswerte Kostprobe seiner Spieltechnik. „Abutbul Music“ ist ein „Gute Laune-Album“, das über alle Genregrenzen und Geschmacksrichtungen hinweg viel Musikfans ansprechen wird.

(Jazz Village/Harmonia Mundi)