Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Peter Füssl · 26. Okt 2010 · CD-Tipp

Neil Young: Le Noise

Selbst Neil Young-Fans fragen sich mitunter, ob der mittlerweile 65-jährige Ausnahmekünstler seinen epochalen Werken aus den 70er Jahren überhaupt noch etwas Essentielles hinzuzufügen habe. Das neue Album „Le Noise“ – in diesem Wortspiel hat sich nicht ganz zufällig auch der renommierte Produzent Daniel Lanois verewigt, in dessen Silver Lake Studio die acht Titel aufgenommen wurden – lässt diese Frage unbeantwortet.

Einerseits hat die Grundidee natürlich einen gewissen Reiz – ein Mann und seine Gitarre. Das klingt sehr nach „auf das Wesentliche reduziert“. In der Tat drischt der „Godfather of Grunge“ zuweilen auch höchst hörenswert auf seine Gretsch ein und demonstriert seine veritable Könnerschaft auf den sechs Saiten, die in Kombination mit seinem unverwechselbaren Gesangsstil und seiner zerbrechlich wirkenden Stimme vielfach eine nahezu hypnotische Wirkung auf die Zuhörerschaft entwickelt. Leider meint mitunter aber auch Daniel Lanois, zu dessen Kundschaft etwa Dylan, U2, Brian Eno oder Peter Gabriel gezählt haben, er müsse möglichst alle Regler präsentieren, mit denen sein technisches Equipment bewaffnet ist. So wirkt manches bemüht und überproduziert, was bei etwas mehr Zurückhaltung weit mehr Wirkung erzielt hätte. Kaum verwunderlich also, dass angesichts diverser technoider Anflüge die beiden akustisch gespielten Songs „Love and War“ und „Peaceful Valley Boulevard“ einen ganz besonderen Reiz entwickeln und wohl auch auf den ganz großen Alben von Neil Young ihren Platz gefunden hätten.    
(Reprise)