Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Füssl · 19. Feb 2018 · CD-Tipp

Melody Gardot: Live in Europe

Man müsse auch einmal zurückblicken, um zu wissen, wo man hinwill, nennt die 33-jährige amerikanische Sängerin, Singer-Songwriterin und Gitarristin Melody Gardot als Grund für ihr erstes Live-Album, für das sie aus 300 Konzerten siebzehn Highlights ausgesucht hat, die sie zwischen 2012 und 2016 auf den großen europäischen Bühnen geboten hatte. Von ihrem ursprünglichen Plan einer "Best of"-CD ist sie rasch wieder abgekommen: "Es geht hier nicht um Perfektion oder Ego oder darum, etwas beweisen zu wollen. Es geht nur darum, was live passiert, denn bei Live-Auftritten zählt nur eines: das Herz."

In der Tat beinhalten die zwei CDs eine Unmenge an Emotionen, die ein breites Spektrum zwischen schmerzhafter Melancholie, glühender Leidenschaft und heiterer Lebensfreude abdecken. Die Unmittelbarkeit und Direktheit ihrer Auftritte, bei denen Gardot als Künstlerin ihr Innerstes preisgibt, spiegelt sich auch im Cover wider, das sie nackt und verwundbar zeigt. Neun Titel stammen von ihrem überaus erfolgreichen 2009-er Album „My One And Only Thrill“, das sich weltweit mehr als eineinhalb Millionen Mal verkauft hat und das sie hier fast zur Gänze in Live-Versionen präsentiert. Der Hit „Baby I’m A Fool“, das witzige, französisch gesungene „Les Etoiles“ und natürlich der Titelsong zählen auch zu den Höhepunkten dieses Live-Albums. Die stärksten Songs ihrer beiden letzten Alben „The Absence“ und „Currency of Man“ sind ebenfalls zu hören. Etwa eine melodramatische Version von „Goodbye“ oder der unglaublich erdige, unter die Haut gehende „March For Mingus“, der einerseits durch ein längeres Bass-Solo von Sami Minaie, andererseits durch die funkensprühenden Wahnsinnsbläser, Saxophonist Irwin Hall und Trompeter Shareef Clayton, veredelt wird. 11 Minuten und 14 Sekunden, die es wahrlich in sich haben und in ihrer unglaublichen Intensität ganz klar beweisen, dass Melody Gardot auf der Bühne nochmals ein ganz anderes Kaliber ist, als auf ihren exzellenten Studioproduktionen. (Decca/Universal)

Konzerttipp: Die Bodensee-Region kommt in Sachen Melody Gardot in nächster Zeit leider nicht zum Zug. Fans müssen mindestens den Weg nach Mainz auf sich nehmen, wo sie am 13.7. gastiert.