Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Füssl · 26. Jul 2011 · CD-Tipp

Madeleine Peyroux: Standing On The Rooftop

Es ist bewunderswert, mit welcher Konsequenz sich die französischstämmige amerikanische Singer-Songwriterin Madeleine Peyroux immer wieder allen Vermarktungsversuchen der Plattenindustrie widersetzt und trotzdem zu respektablen Erfolgen kommt. So pfiff sie auf das verkaufsstrategisch wirkungsvolle Klischee von der neuen Billie Holiday und statt auf massentaugliche Covers setzte sie lieber auf authentischere, aber nicht ganz so leicht ins Ohr gehende Eigenkompositionen.

Mit ihrem bislang fünften Album „Standing On The Rooftop“ verhält es sich nicht anders. Es kommt weit sperriger daher als ihr Verkaufshit „Careless Love“ aus dem Jahr 2004, aber auch vielschichtiger und interessanter. Dafür sorgt einmal der experimentierfreudige Starproduzent Craig Street, der unter anderem auch Cassandra Wilson und Norah Jones betreut, vor allem aber eine exquisite Schar an Musikern – allen voran die Gitarristen Marc Ribot und Christopher Bruce und Meshell Ndegeocello am Bass. Sie sorgen für ein „Back to the roots“-Feeling, das irgendwo zwischen Jazz, experimentellem Pop, Country und Americana angesiedelt ist und Madeleine Peyroux auch etwas gewagtere Interpretationen mit vielen Zwischentönen erlaubt. So entfernt sie sich bei „Martha My Dear“ von Lennon/McCartney, Bob Dylans „I Threw It All Away“ oder Robert Johnsons Klassiker „Love In Vain“ wohltuend weit weg von allen bekannten Versionen. Mehr als zwei Drittel des Repertoires hat Peyroux selber geschrieben, meistens in Kooperationen – am prominentesten wohl jene mit Ex-Rolling Stones Bassist Bill Wyman. Stärkstes Stück dieser CD ist aber sicherlich das von Peyroux im Alleingang verfasste Titelstück „Standing On The Rooftop“ – massenkompatibel dürfte es aber kaum sein.
(Emarcy/Vertrieb: universalmusic.at)