Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Füssl · 27. Apr 2011 · CD-Tipp

Kurt Elling: The Gate

Goldstimmchen kombiniert mit Goldhändchen – was soll da noch schief gehen? Bislang waren alle sieben Studio-Alben Kurt Ellings für den Grammy nominiert, für sein letztes – eine grandiose Hommage an die legendäre Kooperation zwischen John Coltrane und Johnny Hartmann – bekam er ihn schließlich auch. Der Mittvierziger aus Chicago gilt mit seiner wandlungsfähigen Vieroktaven-Stimme längst als „herausragender Jazz-Vokalist der Gegenwart“ (New York Times), was ihn aber wirklich einzigartig macht, ist sein Drang, ohne Netz und doppelten Boden mit jeder Produktion wieder neues Terrain zu erforschen.

Sein goldenes Händchen beweist Kurt Elling nicht nur mit dem sicheren Griff nach den passenden Songs, sondern auch bei der Suche nach musikalischen Mitstreitern. So ist auf „The Gate“ Ellings Langzeit-Kooperations-Partner und Bruder im Geiste, der Pianist und Arrangeur Laurence Hobgood, der einzige Musiker, der auch auf den Vorgängeralben vertreten war. Neu dazugekommen sind Größen wie Tenorsaxophonist Bob Mintzer, Bassist John Pattitucci und Gitarrist John McLean, die sich in dieser Kombination hörbar ausgesprochen wohl fühlen. Kurt Elling schert sich ja schon seit langem keinen Deut um irgendwelche Genregrenzen, und er hätte vermutlich keinen besseren Produzenten als den Dylan- und Stones-geeichten Don Was finden können, um so unterschiedlichem Material wie „Matte Kudasi“ von King Crimson, „Come Running To Me“ von Herbie Hancock, „Steppin’ Out“ von Joe Jackson, „Norwegian Wood“ von den Beatles, Miles Davis’ „Blue in Geen“ oder Stevie Wonders „Golden Lady“ den unverkennbaren eigenen Stempel aufzudrücken. Lässig präsentiert  Elling alle Facetten seiner Gesangskunst und setzt elektronische Hilfsmittel sehr sparsam, dann aber umso wirkungsvoller ein, etwa wenn er auf Marc Johnsons „Samurai Hee-Haw“, das er mit Text versehen und in „Samurai Cowboy“ umgetauft hat, auf höchst originelle Art und Weise als sein eigener Backgroundchor fungiert. Diese witzige und flotte  Nummer ist eingebettet in eine Vielzahl an wunderschönen Balladen, allesamt ein Hörgenuss. Ganz zum Schluss krönt noch ein Elling-Original dieses Top-Album, eine neunminütige Hommage an den legendären Jazzclub „Nighttown“ in Cleveland. Hier kann er nochmals das verblüffend breite Spektrum seiner Sangeskunst voll ausschöpfen. Der nächste Grammy wartet schon!
(Concord/Vertrieb: Universal)