Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Peter Füssl · 16. Dez 2013 · CD-Tipp

Kristin Asbjørnsen: I’ll Meet You In The Morning

1990 lernte die Pfarrerstochter Kristin Asbjørnsen kurz vor deren Tod die aus Chicago stammende und nach Norwegen eingewanderte Sängerin Ruth Reese kennen, die ihr ein umfangreiches Songbook mit großteils unbekannten Spirituals vererbte. Ein Erbe mit Langzeitwirkung, denn die rockige Jazz-Sängerin veröffentlicht nun nach ihrem höchst erfolgreichen Solo-Debut „Wayfaring Stranger“ aus dem Jahre 2006 mit „I’ll Meet You In The Morning“ das zweite Album mit Songmaterial, das aus dem Reese-Buch stammt

Mit ihrer angerauhten, gleichzeitig brüchig und strahlend wirkenden, unglaublich ausdrucksstarken Stimme ist Asbjørnsen natürlich prädestiniert für diese Gospels und Spirituals, die sie zum Teil sehr einfühlsam um- und weitergeschrieben hat. Sie schöpft ihr gesamtes Repertoire an Ausdrucksmitteln voll aus, und wenn man ihre Arrangements für das aus Landsleuten bestehende Quartett hört, würde man kaum auf eine Band aus dem hohen Norden tippen. Das klingt bluesgetränkt und soul-orientiert und ist durch den Einsatz von fünfsaitiger Kontingo-Laute, Kora und Balafon auch tief in Afrika verwurzelt. Diese Songs gehen nicht nur leicht ins Ohr, sondern fahren durchaus auch mal in die Beine – und letztlich finden sie vielleicht sogar ihren Weg in die Seele, was ja ihrem ursprünglichen Zweck sehr nahekommen dürfte.
(Universal)