Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 16. Dez 2013 · Aktuell

Persönlichkeiten vorgestellt, aber Inhalte sind (noch) keine in Sicht – Folkert Uhde aus Berlin und Hans-Joachim Gögl aus Bregenz zeichnen für das künftige musikalische Programm im Montforthaus Feldkirch verantwortlich

Die Geheimniskrämerei rund um die Programmverantwortlichen für die Bespielung des neuen Montforthauses in Feldkirch konnte nicht mehr länger aufrechterhalten bleiben. Deshalb haben der Geschäftsführer der Montforthaus GmbH, Edgar Eller, die Kulturverantwortlichen der Stadt mit Bürgermeister Wilfried Berchtold, Kulturstadträtin Barbara Schöbi-Fink und Kulturamtsleiter Harald Petermichl kurzfristig zu einem Pressegespräch geladen. Wer sich konkrete Inhalte erwartet hat, wurde enttäuscht, denn solche gibt es keine, lediglich Absichtserklärungen und erste Ideen wurden von Folkert Uhde und Hans-Joachim Gögl angesprochen.

Folkert Uhde ist als Konzertgestalter – er selbst bezeichnet sich gerne als Konzertdesigner -  international eine gefragte und anerkannte Persönlichkeit. Als Gründer und künstlerischer Leiter des Berliner Kulturzentrums „Radialsystem V“ sowie als Intendant der internationalen Orgelwochen in Nürnberg und mit zahlreichen Projekten hat er sich einen ausgezeichneten Namen gemacht. Nun wurde er von der Stadt Feldkirch eingeladen, ein Konzept für das musikalische Programm des Montforthauses zu erarbeiten.

In Berlin war Uhde mit seinem „dialogischen Prinzip“ erfolgreich und dieses möchte er nun in ein für das Feldkircher Montforthaus passendes Konzept gießen. Ausgangsgedanke seines Wirkens ist die Verbindung unterschiedlicher künstlerischer Genres. „Wir haben gelernt, dass erstaunliche Dinge passieren können, wenn man nicht einfach Alte oder Neue Musik oder Tanz macht, sondern wenn man versucht, verschiedene Dinge zu verbinden. Dann entstehen nicht nur neue Programme, sondern auch ein neues Publikum wird angesprochen“, weiß Folkert Uhde.

Klarstellungen vorab


Sympathisch stellte der designierte künstlerische Leiter zwei Dinge klar, er hat Zeit für die neue Aufgabe und ihm ist die Zusammenarbeit mit KünstlerInnen aus Vorarlberg wichtig. „Seit einem Jahr bin ich nur noch Gründer und strategischer Kopf des ‚Radialsystems’ und darf mich nun ganz meinen Projekten widmen“, erzählte er. „Insofern traf dieser Vorschlag auf fruchtbaren Boden. Nicht dass Sie denken, der hat eh schon genug zu tun, der hat ja gar keine Zeit. Im Gegenteil, ich habe sehr viel Energie frei und auch sehr viele Kooperationsmöglichkeiten und Ideen, die wir hier vielleicht zusammen verwirklichen können“, so Folkert Uhde, der bis zu einem Unfall auch als Geiger im Bereich der Alten Musik tätig war.

„Bevor ich hier zusagen konnte, wollte ich gerne mit den Kollegen vor Ort kurz gesprochen haben, um einen Eindruck zu erhalten, ob Offenheit besteht für eine künftige Zusammenarbeit. Das ist für mich eine Grundbedingung. Ich habe keine Lust, hier anzukommen und zuerst sind alle gegen mich. Ich fühle mich dazu zu alt. Ich habe große Lust miteinander zu arbeiten, aber auf keinen Fall gegeneinander. Über die Reaktionen habe ich mich sehr gefreut. So können wir etwas Einzigartiges auf die Beine stellen für das Montforthaus und für Feldkirch“, freute sich Folkert Uhde über die positive Resonanz von Seiten einiger lokaler Partner.

Herbert Walser-Breuß für das Barockorchester „Concerto Stella Matutina“ und Thomas Heißbauer, Geschäftsführer des Symphonieorchesters, waren als Vertreter beim Pressegespräch anwesend. Klaus Christa, Initiator der Konzertreihe „musik in der Pforte“,  war aufgrund einer Konzertreise verhindert, mit ihm gab es Anfang der vergangenen Woche ein Gespräch.

Das Hier und Jetzt betonen


An der Seite von Folkert Uhde arbeitet der Bregenzer Hans-Joachim Gögl, hierzulande als Kongressorganisator bekannt. Die beiden haben sich in Berlin im Rahmen des Projektes „Der Kongress tanzt“ kennengelernt. Hans-Joachim Gögl hat eine Affinität zu einer „anderen Art von Kongressen“, wie er betonte. An diesem Punkt treffen sich die Interessen der beiden designierten Intendanten für das neue Monforthaus. Wir wollen „Zwischenräume thematisieren, das Nicht-Erwartbare, das was ich vorher nicht schon weiß, ermöglichen“, erklärte Gögl, denn „das ist ein Moment, der mich sehr interessiert. Da sind wir konkurrenzfähig, das ist das Comeback des physischen Raumes. Wir interessieren uns beide für Dramaturgien, die das Hier und Jetzt in einem ganz besonderen Maß betonen.“

An drei Wochenenden im Jahr soll es neue musikalische Veranstaltungsformate geben. „Gemeinsam werden wir Geschichten, Ideen, Inhalte und Musik in Korrespondenz und in Dialog bringen. Gedacht ist das vorerst auf drei Jahre.

Vage Vorstellungen


"Wir wollen Themen suchen, die nicht nur für Musik und im Dialogbereich interessant sind, sondern die im Kontakt mit dem Gemeinwesen stehen. Unser erstes Thema wird ‚Anfang’ sein“, beschrieb Hans-Joachim Gögl die Vorhaben. Und Folkert Uhde ergänzte: „Die Kontextualisierung ist mein Lieblingsthema. Das wird in der Musik viel zu selten vollzogen. Man kann Musikstücke aufladen durch einen Kontext. Wir versuchen, Geschichten zu erzählen, Geschichten zu suchen und erzählen zu lassen. Natürlich in einer sinnvollen Art und Weise. Das ist ein langer Prozess der Themenfindung und Fragen, wie man das verzahnt, müssen erarbeitet werden. Wir brauchen dazu noch viel Kommunikation.“

Viel mehr war nicht zu erfahren, weil die beiden „Moderatoren“, wie sie Bürgermeister Berchtold bezeichnete, erst ganz am Beginn ihrer Tätigkeit stehen. „Wir haben noch nicht einmal eine formale Beauftragung, sondern eine Verabredung, dass wir hier etwas entwickeln sollen“, brachte es Folkert Uhde auf den Punkt. Unterschiedliche Statements und Wortmeldungen der vier Herren am Podium machten deutlich, dass es tatsächlich noch keine inhaltlichen Festlegungen gibt. Während Bürgermeister Berchtold beispielsweise den 500. Geburtstag von Georg Joachim Rheticus als mögliches Thema avisierte, meinte Edgar Eller, „weniger den Rückblick in die Geschichte wollen wir weitertragen, sondern uns aktuellen Fragestellungen zuwenden.“

Das Montforthaus als Kongresshaus positionieren


Doch nun wurden wenigstens die agierenden Persönlichkeiten vorgestellt. Edgar Eller, Geschäftsführer der „Montforthaus GmbH“ betonte, dass die Montforthausgesellschaft als Veranstalterin der drei Wochenenden agiert. „Denn wir wollen eine Positionierung des Hauses. Über diese einzigartige Programmgestaltung erhalten wir ein Profil, das uns im Vertrieb hilft. Ansonsten sind wir austauschbar und nur eine leere Hülle“, so Eller. „Wenn wir es aber schaffen, ein attraktives Haus zu sein mit einer eigenen Programmierung, können wir uns auch am Markt behaupten. Selbstverständlich ist das Programm auch für den kulturellen Input der Stadt wichtig.“

Mögliche Kooperationen


Hans-Joachim Gögl sprach auch eine Perspektive für die lokalen Musikanbieter an. Damit verbunden resümierte er negative Erfahrungen, die die Stadt mit dem „Feldkirch Festival“ gemacht hatte. „Uns ist die Vernetzung des Lokalen mit dem Internationalen wichtig“, betonte er. „Immer dann entstehen gute Programme, wenn lokale und internationale Kompetenzen zusammenkommen. Es wäre nicht ideal, nur ausschließlich mit dem eigenen Saft zu arbeiten oder ausschließlich ein von außen eingekauftes Programm einzufliegen und abzuwerfen. Das ist dann so seltsam bezugslos. Mit Folkert Uhde zusammen ergeben sich vielleicht auch Kooperationen mit Häusern in Berlin oder Nürnberg und Künstlern von hier. Das wäre ideal, wenn Vorarlberger Künstler in einem internationalen Kontext mitarbeiten könnten und umgekehrt. Daraus könnten fantastische Synergieeffekte entstehen.“

Im Herbst 2014 wird das Programm für die ersten drei Wochenenden im Jahr 2015 präsentiert.