Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Peter Füssl · 16. Nov 2015 · CD-Tipp

Kendrick Scott Oracle: We Are The Drum

Der 1980 in Houston geborene Kendrick Scott ist einer jener Drummer, der seine Band nicht nur als unermüdlich einfallsreicher Motor und zentraler rhythmischer Impulsgeber leitet, sondern sie auch zu einem einzigartigen Gruppengefühl führt, einem Ganzen, das weit mehr ist als die Summe seiner Teile. So gesehen sind die angestellten Vergleiche mit Art Blakey, Elvin Jones oder Tony Williams durchaus angebracht, zumal Scott auch kompositorisch Einiges zu bieten hat.

Der hörbar an Wayne Shorter geschulte ausdrucksstarke Saxophonist John Ellis und der äußerst sensibel agierende E-Gitarrist Michael Moreno liefern brillante Soli und dezente Zwiegespräche. Der wendige Bassist Joe Sanders und Pianist Taylor Eigsti sorgen äußerst versiert für den passenden harmonischen Unterbau. Solistisch demonstriert Eigsti seine Extraklasse etwa in der Hardbop-Up-tempo-Nummer „Synchrony“ oder im knapp sechsminütigen Finale, einer Solo-Piano-Fassung der davor schon von der ganzen Band interpretierten Ballade „Touched By An Angel“, die Kendrick Scott der letztes Jahr verstorbenen Autorin und Bürgerrechtlerin Maya Angelous gewidmet hat. Ob jubelnde Hymnen, gefühlvolle Balladen oder brodelnd Hochenergetisches, dieses Quintett ist ein kreatives Kraftzentrum allererster Güte. War schon das 2013 bei Concord produzierte Album „Conviction“ exzellent, so ist es das nunmehrige Blue Note-Debut erst recht – ein Gastauftritt von Lizz Wright, eine hinreißende Hommage an Milton Nascimento oder eine einfallsreiche Neuinterpretation des Kendrick Lamar/Flying Lotus-Stückes „Never Catch Me“ sind noch Sahnehäubchen oben drauf.

(Blue Note/Universal)