Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 27. Mai 2010 · CD-Tipp

Keith Jarrett/Charlie Haden: Jasmine

Die gemeinsame Geschichte dieser beiden Ausnahmemusiker begann im Jahr 1968, als der Pianist Keith Jarrett mit dem Kontrabassisten Charlie Haden und Paul Motian an den Drums sein erstes eigenes Trio gründete, das später dann durch den Saxophonisten Dewey Redman zum Quartett erweitert wurde. Bis 1976 spielte Jarrett mit diesen Musikern einige epochale Platten ein, ehe er mit Gary Peacock und Jack DeJohnette sein nächstes großes Trio gründete.

Keith Jarrett und Charlie Haden gingen dreißig Jahre getrennte Wege und machten jeder auf seine Art eine traumhafte Weltkarriere, ehe sie 2007 eigentlich zufällig wieder aufeinander trafen. Der Dokumentarfilmer Reto Caduff hatte für sein Biopic „Charlie Haden Rambling Boy“ Keith Jarrett um ein Statement zu seiner früheren Zusammenarbeit mit Haden gebeten. Bei den Dreharbeiten jammten die beiden Superstars spontan ein bisschen miteinander und hatten soviel Spaß daran, dass Jarrett Haden für vier Tage zu sich nach Hause einlud und in seinem kleinen Heimstudio die spontanen Sessions aufnahm, bei denen vorwiegend aus dem Stegreif über Standards aus dem Great American Songbook improvisiert wurde. Herausgekommen ist ein Album, das eine unglaubliche Ruhe und Abgeklärtheit ausstrahlt. Mit traumwandlerischer Sicherheit führen sie ihre hochmusikalischen Dialoge, keiner hat es nötig, sich irgendwie in den Vordergrund zu spielen, jeder Ton ist einem großen gemeinsamen Musiziererlebnis dienlich. Wer das weitläufige Oeuvre der beiden Musiker nicht kennt, würde allerdings nicht vermuten, dass hier auch zwei großartige Experimentatoren des Jazz am Werk sind, denn hier geht es  ausschließlich um ein intensives Erleben von musikalischer Schönheit.

(ECM/Vertrieb Lotus)