Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Peter Füssl · 07. Mär 2022 · CD-Tipp

Júlio Resende: Fado Jazz

Während die Kombination aus Flamenco und Jazz schon vor rund 40 Jahren vom Saitenzauberer Paco de Lucía populär gemacht und dann Anfang der Nullerjahre etwa vom Gitarristen Gerardo Núñez oder dem Pianisten Chano Domínguez weiterentwickelt wurde, hat es zwischen Fado und Jazz bislang nur wenig Berührungspunkte gegeben. Das zu ändern hat sich der portugiesische Pianist Júlio Resende vorgenommen, der schon 2013 ein Soloalbum der legendären Fado-Sängerin Amália Rodrigues widmete.

2020 veröffentlichte er das hier vorliegende Album erstmals bei Sony Music Portugal und bei Warner Spanien, nun soll es mit Hilfe des Münchner ACT-Labels, das eine breite Palette an spannenden Ethno-Jazz-Konstellationen im Programm hat, dem „Rest der Welt“ zugänglich gemacht werden. Schon bei den ersten Tönen wundert man sich über die tänzelnde Leichtigkeit des sonst eher für tiefe Melancholie und sehnsuchtsvollen Weltschmerz bekannten Genres, und auch wenn die neun Eigenkompositionen Resendes durch eine Vielfalt an Stimmungen führen, wiegt doch Dur eindeutig schwerer als Moll. Dabei beweist der auch im Pop- und Klassik-Bereich erfolgreiche 40-Jährige ein sicheres Händchen für wundervoll eingängige Melodien, integriert gekonnt auch ungerade Rhythmen ins beschwingte Geschehen und lässt auch Latin-Anklänge einfließen. Kontrabassist André Rosinha und Drummer Alexandre Frazão sorgen für eine solide rhythmische Basis, Bruno Chaveiro aber wird ihm auf der Guitarra Portuguesa, die eigentlich eine zwölfsaitige Kastenhalslaute ist, zum idealen Dialogpartner und steuert auch stimmungsvolle Soli bei. Zartschmelzende Balladen wie „Lira“ oder „Tiro No Escuro“ begeistern ebenso wie der kraftvoll-spritzige „Fado Das 7 Cotovias“, das sehnsuchtsvolle „Este Piano Não Te Esquece“ oder der heftig groovende „Fado Blues“. Zum Finale sorgt dann die bei uns wenig bekannte Fado-Sängerin Lina Rodrigues mit „Profecia“ auch noch für ein vokales Highlight. „Ich weiß nicht, ob das, was ich mache, nun Fado oder Jazz ist. Vielleicht ist es beides. Ich will mich da nicht festlegen, denn wer sich festlegt, hört auf sich zu entwickeln. Ich bewege mich lieber frei, wie der Klang“, resümiert der technisch brillante Pianist. Júlio Resendes Fado Jazz hat Zukunft!

(ACT)