Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Peter Füssl · 11. Mai 2022 · CD-Tipp

Jakob Manz & Johanna Summer: The Gallery Concerts I

Jazz-Kenner, die sich dieses Album ohne Vorinformationen anhörten, würden wahrscheinlich mutmaßen, sie hätten es hier mit über Jahrzehnte im einschlägigen Business aktiven Jazz-Cracks zu tun, die aus einem breitgefächerten musikalischen Fundus schöpfen können. Kaum jemand würde annehmen, dass eine gerade einmal 26-Jährige die Tastatur des einstmals von Alfred Brendel gespielten Konzertflügels zum Glühen bringt und das emotionsgeladene Altsaxophon von einem 21-Jährigen geblasen wird. Tatsächlich zählen Johanna Summer und Jakob Manz zu den ganz großen, schon vielfach ausgezeichneten Talenten der jungen deutschen Jazz-Garde, und beide haben unabhängig voneinander im April 2020 sehr erfolgreich beim Münchner Jazz-Label ACT debütiert.

Manz mit dem mit Soul-Funk infiltrierten Jazz-Rock-Album „Natural Energy“ seines ‚The Jakob Manz Project‘ und Summer mit „Schumann Kaleidoskop“, solistisch interpretierten Variationen aus Robert Schumanns „Kinderszenen“ und „Album für die Jugend“. Obwohl sich die beiden schon vom Bundesjazzorchester her kannten, betraten sie im Duo-Format absolutes Neuland, als sie von ACT-Chef und Kunstsammler Siggi Loch für ein Konzert in seiner inspirierenden Privatgalerie in Berlin zusammengebracht wurden. Summer und Manz machen sich so verschiedenartiges Ausgangsmaterial wie Esbjörn Svenssons „The Return of Mohammed“, Pat Methenys „Always And Forever“, Sidney Bechets „Si tu vois ma mère“ und Frank Churchills von unzähligen Jazzern gecoverten Walt Disney-Filmklassiker „Someday My Prince Will Come“ ganz und gar zu eigen und schwelgen bis zu neun Minuten lang in spannenden Dialogen und mitreißenden, äußerst emotionsgeladenen Improvisationen. Ein experimentierfreudiges Dream-Team, das sich auch bei den drei von Jakob Manz beigesteuerten Eigenkompositionen wechselseitig zu Höchstleistungen inspiriert und sowohl in den kontemplativen als auch in den kraftvoll dynamischen Passagen die Seele aus dem Leib spielt. Es ist schon öfters vorgekommen, dass der erfahrene Siggi Loch vielversprechende Protagonisten seines Labels in einer zukunftsträchtigen Konstellation zusammenführte – das Duo Summer & Manz zählt da sicher auch dazu.

(ACT)