Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 26. Mai 2012 · CD-Tipp

Jack White: Blunderbuss

The White Stripes, The Raconteurs, The Dead Weather, neun Grammies, Auftritte mit Dylan oder den Stones, Gitarrentrio mit The Edge und Jimmy Page, erfolgreicher Rock-Produzent, eigenes Plattenlabel Third Man Records – fehlt da nicht noch was, um einen genialen Egomanen wie Jack White glücklich zu machen? Ja, genau: ein Solo-Album!

Diesen Wunsch hat sich der Mann aus Detroit, der seine Zelte mittlerweile in der Country-Metropole Nashville aufgeschlagen hat, mit „Blunderbuss“ auf eindrucksvolle Weise erfüllt, denn dieses abwechslungsreiche Album beinhaltet alles, was die unzähligen Fans aus allen musikalischen Lagern am Kreativitätsbündel Jack White so lieben - und ein bisschen mehr. Da wäre mal sein locker-flockiges Songwriting, seine musikalische Direktheit und die mitunter fast schon rohe Intensität seiner Darbietung, sein völlig unverkrampfter Umgang mit allen Stilen zwischen Blues-Rock, Heavy Metal und Garage. Mit „ein bisschen mehr“ ist eine Ballade wie das mit Ruby Amanfu zu Herzen gehend interpretierte „Love Interruption“ gemeint oder die Tatsache, dass neben Whites geiler Gitarre sich nun auch Hammond-Orgel, Fender Rhodes, Wurlitzer und ein Boogie-Piano ein bisschen in den Vordergrund spielen dürfen. Und, hallo, wir haben eben Nashville erwähnt: da dürfen ein bisschen Bluegrass und Country inklusive Pedal Steel-Guitar, Mandoline und Fiddle natürlich auch nicht fehlen. „Blunderbuss“, das Jack White abwechselnd mit einer Männer- und einer Frauenband eingespielt hat – ein bisschen extravagante Abgehobenheit muss ja schließlich auch sein – hat wieder dieses Live-Feeling, als ob der gute Mann direkt neben einem in der Stube abrocken und seine Songs herunternölen würde. Jack White hat mit seinem ersten Soloalbum sein musikalisches Universum vielleicht nicht in ungeahnte Dimensionen erweitert, aber er hat ihm einige neue und natürlich ausgesprochen attraktive Facetten hinzugefügt. Diese „Donnerbüchse“ ist jedenfalls alles andere als ein Schuss nach hinten!   
(Third Man Records/XL Recordings/Vertrieb: www.rottensteiner-pr.at)