Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Füssl · 29. Sep 2010 · CD-Tipp

Grinderman: Grinderman 2

Auf dem Cover der ersten Grinderman-CD zupfte ein alter, im Regen stehender Affe etwas verlegen wirkend an seinen Genitalien, auf „Grinderman 2“ fletscht ein leicht verloren dreinschauender Wolf in einem marmornen Badezimmer seine Zähne. Man weiß ja, dass nicht nur die Anzüge von Nick Cave schwarz sind, sondern auch sein meist beißender Humor, und so verwundert es wenig, dass er sich mit 53 Jahren nicht wirklich auf das Altenteil zurückziehen, sondern erst so richtig die Sau rauslassen will.

Und Grinderman erwies sich schon beim Debut vor drei Jahren als die geeignete Plattform für diesen Traum eines auch schon „mittelalterlichen“ Mannes, denn hier durfte alles unkomplizierter, improvisierter und ungezähmter laufen als bei den „Bad Seeds“, deren Output mittlerweile doch mit einer ganz anderen Erwartungshaltung verbunden ist. Nick Cave kann zwar immer noch nicht Gitarre spielen, im Gegensatz zum kompromisslos rohen und ungehobelten Erstling erweitert er aber auf „Grinderman 2“ gemeinsam mit den drei „Bad Seeds“-Veteranen Warren Ellis, Martyn Casey und Jim Sclavunos das Soundspektrum doch beträchtlich. Klarerweise schinden (engl. to grind) sie ihr Instrumentarium immer noch voller Inbrunst, wirken über weite Strecken rau und dreckig und drehen schon mal in die psychedelische Ecke ab, aber es schleicht sich auch zunehmend eine gewisse Verspieltheit ein, die selbst einen schönen Love-Song wie „Palaces of Montezuma“ zulässt. Am eindrucksvollsten ist Cave aber doch immer noch, wenn er die Gehörgänge seiner Fans mit seinen bitterbösen, ins Mikro gejammerten, gespuckten und geschrienen Texten malträtiert.
(Mute/Vertrieb: Edel/Rottensteiner)