Fontaines D.C.: A Hero’s Death
„I don’t belong to anyone”, „Love is the main thing”, „Life ain’t always empty” oder „Even though you don’t know, even though you don’t know, you feel, you feel” – so lauten einige der Textstellen, die von Sänger Grian Chatten mantra-artig repetiert werden und wohl auf den erfolgsbedingten Zusammenbruch der Band im vergangenen Jahr hinweisen. Das Debütalbum der Iren, „Dogrel”, hatte nämlich mit seinem rohen und kompromisslosen Post-Punk wie eine Bombe eingeschlagen und zu unzähligen Festival-Auftritten und Tourneen geführt, bis man sich völlig ausgelaugt, fremdbestimmt und vereinnahmt fühlte.
Als Chatten, die Gitarristen Carlos O’Connell und Conor Curley, Bassist Conor Deegan und Drummer Tom Coll – ein Freudenskreis, der gemeinsam an der Universität Dublin Musik studierte – bemerkten, dass man einander nichts mehr zu sagen hatte, zogen sie die Notbremse, sagten alle Konzerte ab und zogen sich völlig aus dem Musik-Business zurück. Fern jeglichen Trubels überwand man die Krise durch die Arbeit am nunmehr vorliegenden Nachfolgealbum, wobei es auf eindrucksvolle Weise gelang, das erfolgreiche Rezept nicht simpel nachzukochen, sondern die Ausdruckspalette durch interessante neue Ingredienzien entscheidend zu erweitern. Die Iren erklären, von Bands wie den Strokes, den Pogues, Suicide, Beach House, Broadcast oder den Beach Boys inspiriert worden zu sein, was schon einen Hinweis auf die angestrebte Bandbreite zwischen Post-Punk, Rock, Dream-Pop und Psychedelic gibt. Zwar gibt es einige Titel, die in ihrer unmittelbaren Kraft einigermaßen an den Post-Punk des Erstlings anknüpfen, etwa das Titelstück, „Televised Mind“, „A Lucid Dream“, „Love Is The Main Thing“ oder „I was not born“, aber selbst die wagen sich weit elaborierter in Richtung Rock vor als die alten Stücke. Vieles wirkt irgendwie melancholisch und introvertiert, wie etwa der Opener „I don’t belong“, entbehrt aber dennoch nicht einer kraftvollen, immanenten Spannung. Nicht einmal vor Balladenhaftem machen die einstmals knüppelharten Post-Punker halt – und reüssieren: auf dem gefühlvollen „Oh Such A Spring“, dem relaxten „Sunny“, dem hypnotischen „You Said“ oder dem meditativen „No“ entfernt sich Grian Chatten passenderweise sogar von seinem sonoren Sprechgesang und gewinnt melodisch an Breite, die Kollegen verfeinern manchmal sogar mit Backgroundgesang. Die Texte, mit denen man literarische Ansprüche erhebt und auf Vorbilder wie Brendan Behan oder Flann O’Brien verweist, handeln nicht mehr – wie beim Erstling – von Dublin, sondern sind vielfach introspektiv angelegt. „A Hero’s Death“ – Ja, manche Heroen müssen wohl sterben, um wiederauferstehen zu können. Fontaines D.C. haben das perfekt hingekriegt!
(Partisan Records)