Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Füssl · 16. Apr 2012 · CD-Tipp

Esperanza Spalding: Radio Music Society

Jeder hat vielleicht schon mal den glücklichen Moment erlebt, wenn man das Autoradio einschaltet und magnetisch in einen Song hineingezogen wird, den man noch nie gehört hat und dessen Interpreten man nicht mal kennt. Das dürfte in etwa der Ausgangspunkt von Esperanza Spaldings neuer CD „Radio Music Society“ sein, mit der sie ein breiteres Publikum ansprechen will, das mit Jazz nicht vertraut ist, wobei sie die Songs von prominenten Jazzern interpretieren lässt, die das Leben dieses Mainstreampublikums durch ihre qualitätsvolle Arbeit bereichern sollen.

Ob diese Rechnung in Sachen Massengeschmack aufgehen wird, bleibt abzuwarten, aber „Radio Music Society“ ist sicher ein weiteres Highlight in der erfolgreichen Karriere der 27-jährigen Bassistin, Sängerin und Komponistin, die letztes Jahr als erste Jazzerin überhaupt mit dem Grammy als „Newcomer des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Eigentlich war es ja eine Wunschvorstellung Spaldings, „Radio Music Society“ im Doppelpack mit ihrer genialen letzten Produktion „Chamber Music Society“ zu veröffentlichen, was in der Tat ihrem breiten musikalischen Spektrum gerecht geworden wäre, das sich von kammermusikalischen Ansätzen über den Jazz im Zentrum bis zu Pop, Soul oder Funk erstreckt. Mit von der Partie sind wieder ihre „persönlichen Helden“, etwa der Saxophonist Joe Lovano, Keyboarder Leo Genovese, die Gitarristen Jef Lee Johnson und Lionel Loueke und Terri Lyne Carrington, die sich die Schlagzeugparts mit illustren Drummern wie Jack DeJohnette und Billy Hart teilen muss. Außer Wayne Shorters „Endangered Species“ und Stevie Wonders „I Can’t Help It“ stammen alle Songs aus der Feder Spaldings, die in ihren Texten vorwiegend die üblichen zwischenmenschlichen Themen, aber auch ein bisschen Gesellschaftspolitisches aufgreift. Den Pop-Grammy wird Esperanza Spalding für „Radio Music Society“ wahrscheinlich nicht einheimsen, denn dafür sorgen einige Bläserparts und kurze Soli wohl doch wieder für zu viel jazzige Abwechslung.
(Heads Up/Vertrieb: www.universalmusic.at)