Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 30. Jul 2018 · CD-Tipp

Emile Parisien Quintet: Sfumato live in Marciac

Das 2016 erschienene Album “Sfumato” des wegweisenden französischen Sopransaxophonisten Emile Parisien wurde vielfach ausgezeichnet, von Presse und Publikum gleichermaßen begeistert aufgenommen und bescherte dem 35-jährigen Ausnahmemusiker und -komponisten 2017 einen vollen Kalender mit mehr als 150 Konzerten und Auftritten bei prominenten Festivals. Bei „Jazz in Marciac“ im Südwesten Frankreichs, wo einst der junge Emile in „Masterclasses“ sein Handwerk erlernte, wurde Parisien zum „Artist in Residence“ ernannt.

Die damit verbundene „Carte blanche“ nutzte er, um sein „Sfumato“-Quintet mit dem deutschen Free-Jazz-Urgestein Joachim Kühn am Piano, dem experimentierfreudigen Gitarristen Manu Codjia und dem perfekt aufeinander eingespielten Rhythmus-Gespann mit Simon Tailleu am Kontrabass und Mário Costa an den Drums mit drei exzellenten Gästen zu koppeln. Wenig überraschend fiel seine Wahl auf den virtuosen Akkordeonisten Vincent Peirani, einen seiner Langzeit-Weggefährten, und auf den legendären französischen Klarinettisten Michel Portal, der ebenfalls auch schon im Studio dabei gewesen war. Auf dem nunmehr im Doppelpack CD/DVD vorliegenden Konzertmitschnitt finden sich sozusagen die „Greatest“ Hits“ des Studioalbums – etwa die dreiteilige Suite „Le clown tueur de la fête foraine“, das zweiteilige „Balladibiza“, „Preambule“, „Poulp“ oder „Arôme de l’air“, die live durch etwas intensivere Soli veredelt werden, was den ursprünglichen Charme einer wohldurchdachten musikalischen Achterbahnfahrt durch Stimmungen und Stile nur noch verstärkt. Zur Überraschung der 5.000 ZuhörerInnen gesellte sich dann noch der in bester Spiellaune schwelgende Trompeter Wynton Marsalis zur Band, der den jungen Parisien dereinst als Student in Marciac gecoacht hatte. Mit dem 1909 von Henry Lodge komponierten „Temptation Rag“ und Joachim Kühns „Transmitting“ unternahm man zu acht einen gleichermaßen schrulligen wie begeisternden Parforceritt durch die Jazzgeschichte, dem alle Beteiligten perfekte Glanzlichter aufsetzten. (ACT)

Konzert-Tipp: Emile Parisien wird im Duo mit Vincent Peirani am 8.8. beim Jazzbühne Festival in Lech zu hören sein.