Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Füssl · 22. Mai 2012 · CD-Tipp

e.s.t. Esbjörn Svensson Trio: 301

Pianist Esbjörn Svensson, Bassist Dan Berglund und Drummer Magnus Öström spielten bereits seit 15 Jahren ausschließlich in dieser Triobesetzung, wurden weltweit zu den richtungsweisenden Jazz-Ensembles mit beachtlichen Erfolgen auch in den Pop-Charts gezählt und befanden sich unzweifelhaft auf dem Höhepunkt ihres Schaffens, als sie im Jahr 2007 eine zweitägige Tourpause dazu nutzten, im legendären Studio 301 in Sidney ingesamt neun Stunden Material einzuspielen.

Gemeinsam mit ihrem Langzeit-Toningenieur Ake Linton, der für viele der überlagernden Verzerrungen und Schleif- und Halleffekte verantwortlich zeichnet und zu jenem Zeitpunkt getrost als viertes Bandmitglied betrachtet werden konnte, liefen e.s.t. zur absoluten Höchstform auf. Ohne jegliche Vorgaben entwickelten sie aus gemeinsamen Improvisationen diese für sie typischen, herrlich dynamischen Stücke, die sich meist aus lyrischen, am Piano intonierten Stimmungsbildern zu gewaltigen Soundorkanen entwickeln, zu rasenden Klangströmen, die alles mit sich reißen. Hier gibt es kein Netz und keinen doppelten Boden, braucht es auch nicht. Denn die drei vermochten mit nahezu telepathischen Fähigkeiten auf die musikalischen Impulse ihrer Partner zu reagieren und sie entsprechend voranzutreiben. „301“ ist nicht ganz so düster wie das bei derselben Session entstandene, bahnbrechende Album „Leucocyte“, das kurz nach dem Unfalltod Esbjörn Svenssons 2008 veröffentlicht worden war. Dass sich Berglund und Öström, die mittlerweile mit eigenen Projekten sehr erfolgreich sind, gemeinsam mit Linton das umfangreiche Material nochmals vorgenommen und „301“ herausdestilliert haben, ist äußerst dankenswert. Denn so kommen e.s.t.-Freunde in den Genuss neuen, fabelhaften Originalmaterials dieses epochalen Trios, fern jeglicher posthum-Geschäftemacherei.  
(ACT/Vertrieb: www.rottensteiner-pr.at)