Duo Dominik Fuss / Jörg Leichtfried: Little Tales of Light And Sorrow
Der 37-jährige niederösterreichische Pianist Jörg Leichtfried und der 1989 in Wien geborene Trompeter und Flügelhornist Dominik Fuss sind an zahlreichen Musikprojekten beteiligt, widmen sich nun aber erstmals gemeinsam der hohen Kunst des Duo-Spiels. Das Beethoven-Lied „Lisch aus, mein Licht“ ist die einzige Fremdkomposition des Debütalbums, verweist aber auf den klassischen Background, aus dem die beiden ohnehin genreübergreifend tätigen Jazzer auch in ihren Eigenkompositionen schöpfen.
Die stammen etwa je zur Hälfte von Fuss und von Leichtfried und wirken so, als hätte man sie sich wechselseitig auf den Leib geschrieben, wobei die beiden Akteure weniger auf hochgezüchtetes Virtuosentum abzielen, als auf stimmungsgeladenes Interplay. Zwar dominiert ein lyrischer, nachdenklicher Duktus das musikalische Geschehen, dieser wird aber gerne in verschiedenste Richtungen erweitert. So ist „Viennese Anthem“ eine cool swingende, hoffnungsfrohe, gospelhafte, mit growlender Intensität geblasene Hymne an die Donaustadt, die unglaublich leicht und angenehm ins Ohr geht. In „New Buildings“ zaubert Fuss mit dem Dämpfer unterschiedlichste Sounds, „Two Nights in Paris“ vermittelt urbane Lebensfreude, während „Carthage“ mächtig davongaloppiert und orientalisch angehaucht ausklingt. Das in diesem Kontext überraschende „Fragmente“ schließlich präsentiert Dominik Fuss von seiner experimentierfreudigsten Seite – alle soundtechnischen Möglichkeiten der Trompete bis ins Noisehafte hinein bravourös auslotend, Jörg Leichtfried findet im abschließenden, melancholischen „Kindheit“ nochmals zu ganz großer Form. Zwölf abwechslungsreiche, mit großer Intensität musizierte Kammerjazz-Preziosen voller interessanter Harmonien und haftenbleibender Melodien, die sich gerade in ihrer Intimität und klugen Reduziertheit besonders reizvoll entfalten.
(ART Records)
