Diana Krall: Wallflower
Die mit fünf Grammys ausgezeichnete kanadische Pianistin und Sängerin Diana Krall ist vergangenen November 50 geworden, möglicherweise ist das der Grund, weshalb sie ein Album vorwiegend mit den Songs ihrer Kindheit und Jugendzeit aufgenommen hat. So kommt es, dass die attraktive Blondine, die sich mit Erfolgsproduzent T Bone Burnett auf ihrem letzten Album „Glad Rag Doll“ noch in die Welt der Music Hall-Revuen der 1920er/30er-Jahre hineinversetzt hatte, nun mit dem legendären Pop- und Filmmusik-Produzenten, 15-fachen Grammy-Gewinner und „Verve“-Label-Chef David Foster tief in die Welt des Pop eintaucht.
Das klingt ja alles sehr erfolgsverheißend, aber will man wirklich „California Dreamin“ von The Mamas & The Papas, „Desperado“ von den Eagles, „Sorry Seems To be The Hardest Word“ von Elton John oder „I’m Not In Love“ von 10cc von Diana Krall interpretiert hören? Ja, man will, denn die Jazzdiva verjazzt diese Klassiker nicht, sondern erweist sich mit ihrem coolen, leicht angerauten Organ durchwegs als ausgesprochen poptauglich. Natürlich fährt man musikalisch mit ganz großen Geschützen auf: großorchestrale Klänge umschmeicheln die Stimme, und unter den Musikern findet man neben David Foster auch Genre und/oder Jahrzehnte überspannende Namen wie Jim Keltner, Christian McBride, Stephen Stills, Dean Parks oder Michael Thompson. Dazu kommen prominente Duett-Partner wie Michael Bublé, für Gilbert O’Sullivans „Alone Again (Naturally)“, Bryan Adams für Randy Newmans „Feels Like Home“ und besonders eindrucksvoll der 72-jährige Georgie Fame, der mit Krall seinen Nr.1-Hit „Yeh Yeh“ aus dem Jahr 1965 äußert schwungvoll neuinterpretiert. Man darf auch darauf wetten, dass der eher unbekannte titelgebende Dylan-Song „Wallflower“ von Diana Krall endgültig ins Rampenlicht gerückt wird. Natürlich gibt’s hier keine Kanten und Ecken, nichts wirklich Spannendes, dafür aber Wohlfühl-Musik, die in den 1970er /80er-Jahren auf Ö3 bei „Musik zum Träumen“ unter „heavy rotation“ gestanden wäre. (Verve/Universal)