Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 29. Jän 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (30.1. - 5.2. 2015)

Der Spielboden Dornbirn zeigt diese Woche noch einmal Doris Kittlers Dokumentarfilm "Auf den Barockaden". Tommy Lee Jones und Hilary Swank kann man dagegen beim TaSKino Feldkirch im Western "The Homesman" sehen.

Auf den Barockaden: Doris Kittler („1 + 1 = 100 oder Die Schule des Lebens“) begleitet in ihrem Dokumentarfilm mit der Kamera den Protest gegen den Bau einer Konzert- und Mehrzweckhalle für die Wiener Sängerknaben in einem Teil des Wiener Augartens, dem so genannten Augartenspitz. So lustvoll, ganz im Sinne der „Erlustigung“, zu der Kaiser Josef II. 1775 dem Volk diesen Park schenkte, verlief auch der Protest zwischen 2008 und 2010 gegen die staatliche Macht, die durch Umwidmung und Privatisierung erst den Bau durch einen privaten Investor ermöglicht hatte. In barocken Kleidern und mit Transparenten zeiget man bei Gartenfesten und auf einem Maiaufmarsch seine Meinung, verärgerte damit sichtlich Bürgermeister Michael Häupl, doch immer bleiben die Aktionen gewaltfrei.
Auf Off-Kommentar verzichtet verzichtet und vertraut ganz auf die Dokumentation des in linearer Chronologie nachgezeichneten Verlaufs der Ereignisse, die starke Raja Schwan-Reichmann als Anführerin des Protestes und Interviews mit prominenten Unterstützern wie Robert Menasse und Georg Friedrich.
Ausgewogen will „Auf die Barockaden“ selbstverständlich nicht sein, sondern ergreift entschieden Partei für den Bürgerprotest. Die Gegenseite erhält keinen Platz das Projekt ausführlicher darzustellen, wird nur in Seitenblicken, in denen auch eine Verflechtung von Politik, Recht und Wirtschaft sowie die Verwischung der Zuständigkeit und damit der Verantwortung sichtbar oder zumindest behauptet wird, polemisch attackiert.
Und auch um den nun schon fünf Jahre zurückliegenden Einzelfall, der hier freilich ein Zeitdokument erhalten hat, geht es letztlich nicht, sondern um die Präsentation eines Beispiels, wie Bürgerprotest organisiert werden und verlaufen kann. Und mag die Aktion am Ende auch nicht von Erfolg gekrönt gewesen sein, so wirkt dieser Film, der quasi ein kleiner Bruder von Arash und Arman T. Riahis „Everday Rebellion“ ist, in seinem verspielt-lustvollen und völlig friedlichen Protest doch anregend und ansteckend, muntert auf, auch selbst auf kreative Weise gegen staatliche Allmacht und Missstände zu protestieren.
Spielboden Dornbirn: Fr 30.1., 20 Uhr

The Homesman: Eine alleinstehende Siedlerin (Hilary Swank) und ein Outlaw (Tommy Lee Jones) müssen Mitte des 19. Jahrhunderts drei im noch unzivilisierten Westen durch die Härte der Umstände und der Männer dem Wahnsinn verfallene Frauen zurück in die Zivilisation bringen.
Tommy Lee Jones spitzt die Handlung kaum dramatisch zu, erzählt lakonisch in ruhigem Wechsel von Totalen (Kamera: Rodrigo Prieto) der rauen Landschaft, über die immer wieder der Wind pfeift, bald auch Schnee fällt, und Blicken auf die Reisegesellschaft. Er lässt den Trupp Indianern ebenso begegnen wie einem Cowboy, an dem sichtbar wird, wie Frauen hier als Freiwild gelten. Keine Skrupel kennt aber auch der Outlaw, der ein Indianergrab schändet, da er im Gegensatz zum Toten das Büffelfell noch brauchen kann.
Alles Romantische und Heroisierende hat Jones dem Western ausgetrieben und konzentriert sich darauf möglichst realistisch und sachlich distanziert die Härte dieses Lebens in der Wildnis und der Reise zu schildern. So ruppig und rau wie diese Menschen und das Land ist „The Homesman“, bei dem die ruhige Erzählweise immer wieder durch Momente der Brutalität, aber auch des skurrilen Witzes aufgebrochen wird. Drastisch vermitteln vor allem kurze Rückblenden die bitteren Erfahrungen der drei Frauen, die allerdings sonst kaum Konturen gewinnen. Und auch wenn sich die Erzählperspektive gegen Ende von der Siedlerin auf den Outlaw verschiebt, so setzt Jones mit diesem Film, der alles andere als ein Loblied auf die Eroberung des Westens singt, den Frauen, die sonst in Western kaum eine Rolle spielen, doch ein Denkmal.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Fr, 30.1. + Sa. 31.1. – jeweils 22 Uhr; Mo 2.2., 18 Uhr