Faurés Requiem in Orgelversion gelang überzeugend in Koproduktion von Stella und Herz Jesu unter der Leitung des Graubündners Clau Scherrer. (Foto: Victor Marin)
Peter Füssl · 12. Apr 2012 · CD-Tipp

Chick Corea & Gary Burton: Hot House

Die beiden musikalischen Schwergewichte haben Anfang der 60er Jahre ihre ersten Platten unter eigenem Namen veröffentlicht – mittlerweile bringen sie zusammengezählt gut 130 Veröffentlichungen als Bandleader und rund zwei Dutzend Grammies auf die Waage. Im Duo-Format zelebrierten sie ihre Genialität auf „Crystal Silence“ (1972), „Duet“ (1979), „Native Sense – The New Duets“ (1997), „The New Crystal Silence“ (2008) und auf dem Live-Album „In Concert, Zürich, October 28, 1979“. Was darf man sich da von einer neuen CD, die sich die beiden hochgradigen Eklektiker zum 40-Jahre-Jubiläum selber zum Geschenk machen, an wirklich Neuem erwarten? Nichts.

Trotzdem ist „Hot House“ ein hervorragendes Album geworden, das 75 Minuten blendend unterhält. In Sachen Virtuosität und Präzision braucht den Herren immer noch niemand etwas vorzumachen, da perlen die Soli und rasen die Läufe und werfen sie sich die improvisatorischen Bälle zu, dass es eine wahre Freude ist. Niemals verkommt das zu purer Technik, zu einer seelenlosen Jagd nach irgendwelchen spieltechnischen Gipfelsiegen, stets ist die nahezu überschäumende Freude an der musikalischen Interaktion zu spüren. Auf „Hot House“ interpretieren sie erstmals fast ausschließlich Fremdkompositionen, mit Ausnahme der eigentümlich beschleunigten „Eleanor Rigby“ von Lennon/McCartney lauter eher selten zuhörende Stücke prominenter Musiker – Dave Brubecks „Strange Meadow Lark“, Monks „Light Blue“ oder Bill Evans’ „Time Remembered“. Zwei Bossa Novas aus der Feder von Antonio Carlos Jobim spielten Chick Corea und Gary Burton bereits vor 50 Jahren gemeinsam in der Band von Stan Getz – kein Wunder, dass sich die beiden quasi im Blindflug verstehen. Quicklebendiger Höhepunkt ist das von Tadd Dameron komponierte Titelstück. Ganz zum Schluss bietet das von Chick Corea komponierte „Mozart Goes Dancing“, das gemeinsam mit dem Harlem String Quartet eingespielt wurde, eine kleine Vorschau auf die nächsten gemeinsamen Aktivitäten: Corea und Burton planen nämlich eine zeitgemäße Fortsetzung des legendären 1982er Albums „Lyric Suite For Sextet“, das sie damals ebenfalls mit Streichquartett aufnahmen. Diese musikalische Langzeit-Paarung scheint also noch lange nicht ausgereizt zu sein.
(Concord/Vertrieb: www.universalmusic.at)