"Die Sterne" im Spielboden Dornbirn: Frontmann Frank Spilker und Philipp Janzen an den Drums (Foto: Stefan Hauer)
Peter Füssl · 20. Mär 2012 · CD-Tipp

Charlie Haden/Hank Jones: Come Sunday

15 Jahre nach dem großen Erfolg ihrer Duo-CD „Steal Away“ gingen der 91-jährige Hank Jones und der 73-jährige Charlie Haden im Jahr 2010 nochmals gemeinsam ins Studio, um im Geiste von damals ein weiteres Album mit Gospels, Spirituals und Kirchenliedern zu produzieren. Jones, der als Pianist von Ella Fitzgerald, Benny Goodman, Cannonball Adderly und auch Marilyn Monroe bekannt wurde, verstarb bereits drei Monate später, „Come Sunday“ ist somit so etwas wie sein musikalisches Vermächtnis geworden.

Er interpretiert die 14 populären Stücke völlig unspektakulär, auf das Wesentliche reduziert und mit hörbarer innerer Anteilnahme. Einer, der ganz bewusst immer schon auf jegliches Virtuosentum verzichtete, ist der Kontrabassist Charlie Haden. Somit ist er mit seinen schlichten, hochmelodiösen und rhythmisch prägnanten Basslinien der ideale Partner für dieses uneitle, sich in asketischem Understatement ergehende Projekt. Mit dem oft politisch motivierten, in auch musikalisch progressivem Umfeld tätigen Charlie Haden der 60er- und 70er Jahre hat das allerdings nichts mehr zu tun. Vielmehr kommt hier seine frühe Sozialisation im Country- und Folk-Business einmal mehr zu tragen. „Nearer My God To Thee“ heißt nicht nur der 13. Cut, sondern so lautet wohl auch das grundlegende Motto dieser Produktion – 42 Minuten und 21 Sekunden angenehm zu konsumierende, auch für nichtfromme Menschen geeignete Entspannungsmusik sind dabei herausgekommen. Aber wirklich nur in den stärksten Momenten fühlt man sich an die Intensität der bewegenden letzten Aufnahmen von Johnny Cash erinnert.
(Emarcy Records/Vertrieb: www.universalmusic.at)