Faurés Requiem in Orgelversion gelang überzeugend in Koproduktion von Stella und Herz Jesu unter der Leitung des Graubündners Clau Scherrer. (Foto: Victor Marin)
Peter Füssl · 21. Nov 2011 · CD-Tipp

Charles Lloyd/Maria Farantouri: Athens Concert

Das Alterswerk des 73-jährigen Saxophonisten Charles Lloyd hat einen eindeutig „klassischen“ Touch, im Vordergrund steht ein perfekt inszenierter, wunderschöner Gruppenklang, über den der Meister seine von starken Emotionen geprägten Melodien legt. Er singt auf dem Saxophon, könnte man sagen, und für ein denkwürdiges Konzert in Athen im Juni 2010 hat er sich mit einer weiteren einzigartigen Stimme vereinigt, mit jener der um ein Jahrzehnt jüngeren griechischen Sängerin und 60er Jahre-Ikone des Widerstands gegen die Militärdiktatur, Maria Farantouri.

Wer Farantouri sagt, denkt automatisch auch Mikis Theodorakis, dessen Oratorien und Liederzyklen sie zumeist zur Uraufführung brachte und der sie gerne als seine „Priesterin“ bezeichnete. Auch Charles Lloyds Begeisterung ist grenzenlos: „Sie ist ein modernes Wunder, das sich aus  den Ruinen der Zivilsation erhebt. Sie ist Aletheia, Athene, Aphrodite, Demeter, Gaia, Phemonoe – die Mutter des Universums. Der Widerhall ihrer Stimme weckte in mir Erinnerungen an meine Liebe für Lady Day.“ Lady Day fällt einem beim Hören dieses Konzertmitschnittes zwar nicht zwingend ein, es ist aber schon erstaunlich, wie stimmig hier zwei doch sehr verschiedenartige musikalische Welten zusammengebracht werden. So stehen neben vier Stücken aus der Feder Charles Lloyds auch Kompositionen von Theodorakis, Eleni Karaindrou, Nikos Kypourgos, byzantinische Hymnen und Traditionals aus verschiedenen Regionen Griechenlands. Musikalisch baut Lloyd auf seine üblichen Mitstreiter: Pianist Jason Moran, Reuben Rogers am Kontrabass und Drummer Eric Harland. Für eine griechische Suite, die in drei Teilen über die Doppel-CD verteilt ist, holte man sich griechische Verstärkung durch Pianist Takis Farazis und den Lyra-Spieler Socratis Sinopoulos. Die musikalischen Zwiegespräche zwischen Lloyd und Farantouri sind durchwegs hinreißend – hier haben sich offensichtlich über den großen Teich hinweg zwei verwandte Seelen gefunden.
(ECM: Vertrieb: www.lotusrecords.at)