Caecilie Norby: Silent Ways
Es ist längst ein netter und mitunter auch erhellender Brauch geworden, dass große Sängerinnen und Sänger eine CD mit jenen Titeln herausgeben, die ihnen seit jungen Jahren am Herzen liegen und sie – zumindest emotional – durch gewisse Lebensabschnitte begleitetet haben. Man kann es sich bildhaft vorstellen, wenn die großartige dänische Vokalistin Caecilie Norby, Tochter einer Opernsängerin und eines Komponisten, erzählt, wie sie mit 14 Jahren auf einer Schulparty von den aus den Boxen röhrenden Creedence Clearwater Revival schockartig aus ihrer von Mozart dominierten Welt herausgerissen wurde, und wie gefesselt sie von da an von Soul, Pop, Rock und den Singersongwritern war.
Höchst eindrucksvoll ist nun, mit welcher Selbstverständlichkeit Norby Titel von Leonhard Cohen, Bob Dylan, Paul Simon, John Fogerty oder Tom Waits, einen Motown-Klassiker wie „Papa Was A Rolling Stone“ oder Songs jüngeren Datums wie Duffys „Stepping Stone“ oder Nine Inch Nails’ „Hurt“ zu ihren eigenen macht, ihnen ihren unverkennbaren Stempel aufdrückt, ohne sie ihres ursprünglichen Charmes zu berauben. Hier kann Caecilie Norby die beeindruckende Ausdruckskraft ihrer äußerst facettenreichen Stimme voll zur Geltung bringen, und wenn sie auch über eine außergewöhnliche Gesangstechnik verfügt, ist stets zu spüren, dass hier außerordentlich viel Herzblut mit dabei ist. Den passenden Soundtrack liefert ein echtes Allstar-Ensemble mit Nguyên Lê an der Gitarre, Leszek Możdżer am Piano, dem Norby-Gatten Lars Danielsson an Bass und Cello, Drummer Robert Mehmet Ikiz und Saxophonist Marius Neset als Special Guest. Sie alle steuern Großartiges bei, ohne sich jemals in den Vordergrund zu spielen, alles bleibt stets band- und songdienlich – ein durch und durch stimmiges Album, wunderschön und zeitlos wie einige der Lieblingssongs von Caecilie Norby.
(ACT)