Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Füssl · 17. Sep 2011 · CD-Tipp

Branford Marsalis/Joey Calderazzo: Songs of Mirth and Melancholy

ls 1998 Kenny Kirkland, der Pianist und Langzeit-Partner des Tenor- und Sopransaxofonisten Branford Marsalis, überraschend verstarb, holte er sich als Nachfolger Joey Calderazzo in sein Quartett. Zwischenzeitlich kennen sich die beiden natürlich in- und auswendig und sind von der musikalischen Auffassung her wohl so etwas wie Brüder im Geiste.

Ideale Voraussetzungen also für ihr erstes gemeinsames Duo-Projekt, zu dem Calderazzo vier und Marsalis drei Kompositionen beisteuern, die mal bopig zupackend, dann wieder melancholisch verträumt daherkommen, allesamt aber melodienbetont sind. Kein Wunder, haben die beiden doch folgendes Zitat von Darius Milhaud der Produktion als Motto vorangestellt: „Das Schwierigste in der Musik ist es immer noch, eine Melodie von einigen Takten zu schreiben, die sich selbst genügen kann. Das ist das Geheimnis der Musik. Obwohl die Technik so perfekt wie möglich sein sollte, ist sie nicht das Wesentliche. (...) Jeder kann sich eine brillante Technik aneignen. Aber allein die Melodie ermöglicht es einem Werk, zu überdauern.“ Nun, Marsalis und Calderazzo sind brilliante Techniker und Melodiker in einem und verdichten ihre Fähigkeiten zu einem kammermusikalischen Kleinod, in das sich zwei Fremdkompositionen von Wayne Shorter und Johannes Brahms („Die Trauernde“) nahtlos einfügen. Und sowohl ihre musikalischen Auslassungen zur Fröhlichkeit als auch jene zur Melancholie haben gute Chancen unsere kurzlebigen Zeiten  zu überdauern. Stilistische Offenheit (man erinnere sich an Buckshot LeFonque) oder große Experimente darf man sich aber offenbar keine erwarten, wenn Zeitlosigkeit das Ziel ist.
(Marsalis Music/Vertrieb: Universal)