Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Peter Füssl · 31. Mai 2021 · CD-Tipp

Birgit Minichmayr: As An Unperfect Actor

Die aus Oberösterreich stammende Schauspielerin Birgit Minichmayr, Jahrgang 1977, ist eine ganz Große ihres Fachs. Sie ist – mit Unterbrechungen durch Engagements an der Berliner Volksbühne und am Münchner Residenztheater – seit 1999 Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters, spielte drei Jahre lang die Buhlschaft in Salzburg, wirkte in rund fünfzig Filmen und in zahlreichen Hörspiel- und Hörbuchproduktionen mit und wurde mit zahlreichen Theater- und Filmpreisen ausgezeichnet. Aber es gibt auch unerwartete Facetten ihres Schaffens. So trat sie musikalisch etwa mit den Toten Hosen in Erscheinung, als Duett- und Videoclip-Partnerin Campinos im intimen Love-Song „Auflösen“ und als Co-Texterin des Mega-Hits „An Tagen wie diesen“. Mit ihrem ersten Longplayer „As An Unperfect Actor“ schlägt Birgit Minichmayr nun ein weiteres Kapitel ihres Oeuvres auf, noch dazu ein ausgesprochen vielversprechendes.

Denn wie sie mit ihrem atemberaubend expressiven Alt neun Sonetten William Shakespeares kraftvoll Leben einhaucht, wie sie schmachtet, zürnt, hadert, aufbegehrt, zweifelt, liebt und trauert, das geht unweigerlich unter die Haut. Ihre Stimme wirkt dabei genauso zeitlos wie die mehr als 400 Jahre alte Lyrik – geheimnisvoll, abgründig, höchst emotional. Ganz großes Drama, großartiger Gesang. Dass dieser so ideal zur Geltung kommt, ist dem bayrischen Jazzpianisten und Komponisten Bernd Lhotzky zu verdanken, der die neun Sonette mit eingängigen Melodien versehen und in farbenprächtige Arrangements gekleidet hat. Lhotsky ist vor allem mit der erfolgreichen Mainstream-Jazz-Band Echoes of Swing bekannt geworden, setzt hier aber richtigerweise auf eine andere in Bayern ansässige Band, nämlich auf Quadro Nuevo. Mulo Francel (Tenorsaxophon, Klarinette, Kontrabassklarinette), Andreas Hinterseher (Akkordeon, Bandoneon, Vibrandoneon) und Kontrabassist/Perkussionist D. D. Lowka zelebrieren gemeinsam mit dem jungen, vielseitigen Gitarristen Philipp Schiepek ihren eingängigen Mix aus Jazz und Weltmusik, der den idealen Soundtrack zu Minichmayrs ausgefallenen Erkundungen der Shakespeare’schen Seelenwelten darstellt. „Durch das Singen war ich in der Lage, tiefe Liebe zu finden, oder tiefe Traurigkeit. Das hat mich sehr berührt“, zeigt sich die große Mimin begeistert. Sehr vielen Musik- und Literaturbegeisterten – vor allem den Shakespeare-Fans – wird es beim Zuhören genau gleich ergehen.     

(ACT)