Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Karlheinz Pichler · 03. Jän 2012 · Ausstellung

Vorstand von Kunst.Vorarlberg tritt geschlossen zurück

Der Vorstand der Künstlervereinigung „Kunst.Vorarlberg“, dem derzeit Alois Galehr, Harald Gfader, Christine Lingg und Eugen Wusch angehören, sowie deren Präsident Thomas Marte wollen auf den 20. Jänner 2012 hin geschlossen zurücktreten. Dies kündigen sie in einem fünfseitigen Schreiben an, das an die 39 Mitglieder des Vereins sowie an das Land Vorarlberg, die Stadt Feldkirch und die Sponsoren verschickt worden ist. Ein Rücktrittsgrund wird im Schreiben nicht angegeben, aber offenbar stimmt im Verein die Chemie zwischen Vorstand und Mitgliedern seit einiger Zeit nicht mehr. Auf den 18. Jänner wurde eine außerordentliche Generalversammlung einberufen, an der ein neuer Vorstand gewählt werden müsse, da das aktuelle Führungsgremium keinesfalls mehr zur Verfügung stehe. Am 20. Jänner soll bei der Bezirkshauptmannschaft Feldkirch die Namensstreichung erfolgen.

In der jetzigen Zusammensetzung ist der Vorstand seit knapp zwei Jahren aktiv. Unter der vorangegangenen Vereinsleitung hat es offenbar Unregelmäßigkeiten in der Finanzgebarung gegeben. Dem fünfseitigen Schreiben zufolge wurden die für das Jahr 2009 zuständige Kassiererin sowie die damaligen zwei Rechnungsprüfer von der Jahreshauptversammlung 2011 nicht entlastet. Ein Vorwurf, der von einigen Mitgliedern als unwahr zurückgewiesen wird. Dass die entsprechenden Personen sehr wohl entlastet worden seien, könne man jederzeit im Sitzungsprotokoll nachlesen.

Verein saniert

Wie aus dem vom Vorstand verfassten Papier weiters hervorgeht, wurde in den vergangenen zwei Jahren die Infrastruktur auf eine neue Basis gestellt. Ein Sekretariat wurde installiert, neue Ausstellungsrichtlinien wurden verfasst, High-Tech-Geräte angeschafft sowie eine neue Website aufgesetzt. Trotz dieser Investitionen ist es dem Vorstand den Unterlagen gemäß gelungen, durch ein striktes Kostenmanagement den Verein finanziell von einer schwarzen Null zu einem Rücklagenplus von über 7.000 Euro zu führen. Diese Arbeit wird denn auch von den Mitgliedern durch die Bank positiv bewertet, wie KULTUR durch verschiedene Telefonate herausfinden konnte.

Kritik an der Kommunikationspolitik

Hingegen konnten sich viele Vereinsmitglieder nicht mit der Kommunikationspolitik des Vorstandes abfinden. Die meisten Entscheidungen seien von oben herab diktiert worden, was dem basisdemokratischen Grundprinzip, nach dem der Verein einst gegründet wurde, zuwiderliefe. Nach Ansicht etwa der Kunstschaffenden und Vereinsmitglieder Cornelia Blum, Roland Adlassnigg und Arno Egger sei die Art der jetzigen Rücktrittsankündigung symptomatisch für die Kommunikation. Ohne jegliche vereinsinterne Diskussion und Absprache sei dieses Schreiben einfach nach außen verschickt worden. Dies sei nicht nur gegen die Gepflogenheiten des Vereins, sondern sie orten darin zudem ein vereinsschädigendes Verhalten, könnten doch dadurch die Sponsoren sowie das Land als Subventionsgeber für den Verein negative Konsequenzen daraus ziehen.

„Auf einen Schlag alles zerstört"

Die meisten Vereinsmitglieder fühlen sich durch die nicht abgesprochene Rücktrittsankündigung regelrecht vor den Kopf gestoßen. Arno Egger etwa, der doch als Intimus von Harald Gfader gilt, bezeichnete das Schreiben als „Scheißaktion“, die alles Gute, das der Verein in den Jahren seit der Gründung geleistet habe, in Misskredit ziehe. Auch Cornelia Blum vertritt den Standpunkt, dass mit diesem nach außen gerichteten Schreiben auf einen Schlag alles zerstört werde, was der Verein mühevoll aufgebaut habe.

Schwelender Konflikt

Zwischen Vorstand und Mitgliedern schwelt offenbar seit längerem ein Konflikt. Für etliche Vereinsmitglieder gebärdeten sich Teile des Vorstands so, als ob ihnen der Verein gehöre. Sie boykottierten folglich die Veranstaltungen des Vereins. Ein Umstand, an dem sich Vorstandsmitglied Gfader sehr stieß. Laut Gfader sind zu den großen Ausstellungseröffnungen sowie den Jour-fixe-Treffen kaum mehr Vereinsmitglieder aufgekreuzt. Er sieht seine Arbeit und die des Vorstandes damit schlecht belohnt. Er verweist in diesem Zusammenhang auf das Schreiben, in dem es wörtlich heißt: „Das Positive war, dass zumindest die Vorstandsmitglieder das gleiche Ziel verfolgten, die Kunst im allgemeinen weiter zu bringen, den Verein im besonderen so weit zu stärken,  dass er aufrecht und autonom wieder funktionieren kann, um sich den gegewärtigen Herausforderungen zu stellen. Mit viel ehrenamtlichem Engagement und Liebe zur Sache, allen diesen widrigen vereinsinternen Umständen zum Trotz, ist es dem Vorstand gelungen, Kunst. Vorarlberg, trotz des minimalen Budgets, wieder auf  Linie zu bringen.“

Kein Tropfen Blut mehr übrig

Auf die Frage von KULTUR, warum der Vorstand denn nun konkret zurücktrete, nachdem Kunst.Vorarlberg ja nun wieder auf Kurs sei, meinte Gfader, dass er darauf nur mit „FFF“ antworten könne. Was soviel wie „feist, feig und faul“ bedeute. Gemeint seien damit die Vereinsmitglieder, für die er keinen Tropfen Blut mehr spenden würde.
Dies zeigt deutlich, wie tief die Gräben bereits sind. Den Vereinsmitgliedern bleibt nun wohl nichts anderes übrig, als sich zu bemühen, dass der Konflikt nicht noch mehr eskaliert, dass rasch ein neuer Vorstand gefunden wird, dass mit dem Land, der Stadt und den Sponsoren Gespräche geführt werden, um möglichst wieder in ruhigeres Fahrwasser zu gelangen. Denn  ungeachtet des „internen Krieges“, der momentan geführt wird, ist auch offenkundig, dass Kunst.Vorarlberg mit zahlreichen guten Veranstaltungen und Ausstellungen das Kulturklima im Land stark bereichert hat.