Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Karlheinz Pichler · 02. Jän 2013 · Ausstellung

Von leuchtenden Mücken und „stillen Mächten“

In ihrer aktuellen Mitgliederausstellung in der Feldkircher Villa Claudia gibt die Künstlervereinigung Kunst.Vorarlberg derzeit Einblicke, wie breit sich das Begriffspaar „Hell/Dunkel“ in der bildenden Kunst interpretieren lässt.

Kunsthistorisch gesehen gelten Caravaggio oder Rembrandt van Rijn als große Beispiele dafür, wie der Helldunkel-Effekt (Chiaroscuro) eingesetzt werden kann, um den dramatischen Ausdruck eines Bildinhaltes zu steigern. Der Begriff Chiaroscuro-Effekt wird aber etwa auch zur Beschreibung ähnlicher Wirkungen in Film und Fotographie verwendet. Überaus wichtig ist er für den Film Noir – er gilt geradezu als charakteristisches Merkmal dieser Stilrichtung. Die Künstlervereinigung „Kunst.Vorarlberg“ fasst in der derzeit laufenden Mitgliederausstellung „Hell/Dunkel“ den Begriff aber noch viel weiter und bezieht auch symbolische, historische, materialspezifische und sprachpsychologische Deutungsebenen dieses begrifflichen Antagonismus mit ein. Entsprechend vielgestaltig sind denn auch die Arbeiten der 21 KünstlerInnen, die sich an dieser Gruppenausstellung beteiligen.

Wer hat schon eine weiße Weste

Eigentlich müsste derzeit die Paliano-Ausstellung des Landes in der Villa Claudia laufen. Aus Platzgründen wurde diese jedoch in das Palais Liechtenstein im Zentrum der Montfortstadt verlegt, wodurch sich für Kunst.Vorarlberg unvermutet und kurzfristig die Möglichkeit einer Mitgliederausstellung ergab. Nicht zuletzt aufgrund der damit verbundenen kurzen Vorbereitungszeit holten die meisten der partizipierenden Kunstschaffenden bereits bestehende Arbeiten aus ihren Depots, so diese eine Affinität zum Thema aufwiesen. Nur wenige Teilnehmende wie etwa Roland Adlassnigg, Hildegard Unterweger oder Kurt Dornig erarbeiteten eigens neue Werke für diese Ausstellung. Adlassnigg etwa entwickelte ein Sprachbild,  das genau zur Weihnachtszeit passt. Aus Cent-Münzen formte er den Schriftzug „Stille Macht“, womit es ihm durch den Austausch von einem einzigen Buchstaben von „Stille Nacht“ auf einfach-subtile Weise gelang, ein aktuell brisantes Thema ins Bild zu setzen. Obendrauf präsentiert er in einer Vitrine eine „weiße Weste“, die ebenfalls Assoziationen zur aktuellen gesellschaftlich-politischen Situation Vorschub leistet.

Auch Kurt Dornig setzt sich mit einer neuzeitlichen Plage auseinander. Er ritzt typische Spam-Mitteilungen, die ihm via E-Mails zugingen, in Linolplatten. Er hängte aber nicht etwa Abzüge, sondern gleich die Originaldruckplatten an die Wand. Hildegard Unterweger wiederum setzt Sequenzen einer Stillszene zu einer großformatigen Wandarbeit zusammen.

Boa Continentalis

Mit einer überzeugenden, wenn auch bereits älteren Arbeit ist Mathias Bildstein in der Schau vertreten. Auf den Boden eines langgezogenen Holzprofilkastens, den er senkrecht an die Wand lehnt, hat er einen Fahrradmantel genagelt. Solcherart platt gedruckt und das schwarze Profil von den weißen Seitenrändern des Mantels umrahmt, wirkt das Gebilde wie eine gehäutete Schlange. Den Namen des Mantelherstellers aufgreifend, nennt der Künstler die Arbeit denn auch „Boa Continentalis“.

Mit einer sehr guten Arbeit wartet auch der Wolfurter Künstler Harald Gmeiner auf. Am Harder Bodenseeufer filmte er in einer Sommernacht einen Schwarm Mücken. Das Blitzlicht reflektierend, erscheinen die Mücken vor dem nachtschwarzen Hintergrund wie walzertanzende Glühwürmchen. Gmeiner präsentiert dieses Werk als Ton-unterlegte Video-Installation.

Aber auch unter den vielen anderen Exponaten lassen sich noch etliche Gustostücke ausmachen. Beispielsweise eine gezeichnete Kriegsstacheldrahtlandschaft von Alois Galehr („Helle Landschaft aus dunkler Zeit“), ein Licht-Wandobjekt von Hermann Präg oder „Lampshades“ von Eugen Wusch. Und weiters zu sehen: Gehirn-Röntgenbilder von Bettina Bohne, typische Malereien von Edgar Leissing, genähte Bildcollagen von Cornelia Blum, ein skulpturales Wand-„Porträt“ des Musikers Georg Friedrich Haas von May-Britt Nyberg Chromy („Wer wenn ich schrie hörte mich“), Schwarzpulverarbeiten von Arno Egger, auf der Prägetechnik aufsetzende Bilder von Roswitha Buhmann, auf Farbflächen reduzierte Rheinuferlandschaften von Ursula Doriga, eine Paraphrase auf Johann Heinrich Füsslis Bild „Mad Kate“ von Lisa Althaus, eine unverkennbare Drahtfigurarbeit von Hilda Keemink, Reliefe aus Granit und Mellauer Kieselkalk von Hanno Metzler, am Computer neu arrangierte Menschenzeichnungen von Markus Grabher, „Nachtfalterballette“ von Renate Ludescher sowie eine als „Driesa“ benannte Aufbewahrungshülle von Elisabeth Märker.

 

Hell/Dunkel
Mit Roland Adlassnigg, Lisa Althaus, Mathias Bildstein, Cornelia Blum, Bettina Bohne, Roswitha Buhmann, Ursula Dorigo, Kurt Dornig, Arno Egger, Alois Galehr, Harald Gmeiner, Markus Grabher, Hilda Keemink, Edgar Leissing, Renate Ludescher, Elisabeth Märker, Hanno Metzler, May-Britt Nyberg Chromy, Hermann Präg, Hildegard Unterweger, Eugen Wusch

Villa Claudia, Bahnhofstraße 6, 6800 Feldkirch
Bis 31. Jänner 2013
Fr 16-18, Sa 15-18 , So 10-12 u. 15-18 Uhr
www.kunstvorarlberg.at