Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Karlheinz Pichler · 27. Feb 2014 · Ausstellung

Von der „stillen Dose“ bis zur „Abwesenheit in Preußisch Blau“ - Malerei, Zeichnungen und Druckgrafiken in der Feldkircher Galerie Feurstein

In der Feldkircher Galerie Feurstein sind derzeit Arbeiten auf Papier von 12 künstlerischen Positionen aus Deutschland, Italien und Österreich zu sehen. Darunter ganz neue Werke von Wolfgang Bender sowie Beispiele aus dem Malzyklus „Assenze“ (Abwesenheiten) des italienischen Künstlers Antonio Catelani und eine Seriegrafie von Günter Fruhtrunk.

Der 1960 in Dornbirn geborene Kunstschaffende Wolfgang Bender lebt und arbeitet seit Jahren, ja Jahrzehnten in Wien. Ausstellungsmäßig hat er sich im Ländle ziemlich rar gemacht. Dafür überrascht er jetzt in Feldkirch mit einer neuen Werkreihe, in der er wie schon in früheren Zyklen Fotografie mit Malerei verbindet. Die neue Serie nennt sich „stille dose (Junggesellen)“ und geht inhaltlich von leeren Dosen aus, die zu einem Bündel verknüpft sind. Der Verweis „Junggesellen“ könnte auf ein Überbleibsel von einem Polterabend hindeuten. Vom Arrangement her erinnert das Ganze an ein modernes Stillleben mit ausgetrunkenen Bierdosen. Bender scheint das Dosenbündel wie ein Bild an die Wand gehängt und fotografiert zu haben. Die Fotografien hat er dann jeweils mit einer selbst entwickelten Farbsubstanz, nämlich WBS 91, übermalt, wobei „WBS“ für „Wolfgang Bender Silber“ steht.

Fotografie als Referenz des Realen


Die Fotografie beliefert den Künstler Vorarlberger Provenienz ständig mit Bildern. Sie dient ihm in seiner Kunst als Referenz hin zum Realen. Der monochrome Einsatz der Farbe WBS wiederum hat eine Art Spiegelbildfunktion. Bender: „Eine monochrome Malerei gibt mir die Richtung vor, in der ich mich durch Kratzen und Schaben behutsam an die andere Seite des Spiegels vortaste. Dieser Spiegel ist eine Membrane, die ich an Stellen sehr dünn mache und die ich oft ganz durchstoße. Dies alles geschieht durch meine Finger-Nägel und mit Hilfe sehr spitzer Klingen.“ Je mehr er von dieser Farbmembran abschürft, umso mehr wird von der darunterliegenden Fotografie sichtbar.

Rhythmische Bildstrukturen


Etwas überraschend zeigt die Galerie Feurstein auch eine Seriegrafie von Günter Fruhtrunk (1923-1982), der zu den bedeutendsten Künstlern Deutschlands nach 1945 zählt und dessen Werk vor zwei Jahren in einem großen Überblick im Kunstmuseum Liechtenstein in Vaduz gezeigt wurde. Fruhtrunk zielte mit seiner radikalen Malerei nie auf optisches Dekor ab, sondern viel mehr auf die sinnliche Demonstration existenzieller Grunderfahrungen. Struktur und Rhythmus, Bewegung und Geschwindigkeit, Steigen und Stürzen und damit verbunden ein Gefühl für das Ungesicherte der menschlichen Existenz im unendlichen Kontiniuum von Raum und Zeit, - das sind die Grunderfahrungen, die Fruhtrunk mit seiner kalkuliert irritierenden Malerei als Gegenbild zur Normierung unserer verwalteten Welt beim Betrachter auslösen wollte.

Rostende Bilder


Zu den interessantesten Arbeiten der aktuellen Ausstellung in der Galerie Feurstein gehören auch die beiden „Abwesenheiten in Preußisch Blau“ des 1962 in Florenz geborenen und heute in Berlin lebenden italienischen Künstlers Antonio Catelani. Preußisch Blau ist eine sehr instabile Farbe. Die chemische Verbindung Kaliumhexacyranoferrat lässt ein eigenwilliges Blau entstehen, das aufgrund seiner Eigenschaften auch als Eisenblau bezeichnet wird. Dieses Eisenblau, das Catelani mit Hilfe eines mechanischen Verfahrens auf die Leinwand aufträgt, verändert sich unter der Einwirkung von Sonnenlicht. Das Blau beginnt zu oxydieren, die Bilder beginnen sprichwörtlich zu rosten und verfärben sich dadurch an einigen oder vielen Stellen rotbraun.

Die Galerie Feurstein organisiert solche Gruppenausstellungen nicht nur, um etwas Luft für die nächsten Personalausstellungen zu bekommen, sondern auch um Einblicke in das „kleinere, intimere Schaffen“ der Galerienkünstler zu gewähren. Die jetzt laufende Schau ist recht heterogen zusammengewürfelt. Neben Wolfgang Bender sind mit Karl-Heinz Ströhle, Manfred Egender sowie Christoph und Markus Getzner noch drei weitere Vorarlberger Statements zu sehen. Diese in einen Vergleich vor allem mit deutschen Kunstschaffenden wie etwa Thomas Deyle, Philipp Geist, Dirk Salz oder Edda Jachens zu stellen, macht diese Gruppenschau zusätzlich interessant.

 

Malerei, Zeichnungen, Druckgrafiken auf Papier
Wolfgang Bender, Antonio Catelani, Thoma Deyle, Manfred Egender, Günter Fruhtrunk, Philipp Geist, Christoph und Markus Getzner, Edda Jachens, Dirk Salz, Christian Stock, Karl-Heinz Ströhle und Elisabeth Vary
Galerie Feurstein, Feldkirch
Bis 30.3.2014
Di, Mi, Do, Fr 14-18, Sa 11-14 u. n. Vereinbarung
www.galeriefeurstein.at