"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Karlheinz Pichler · 19. Jul 2017 · Ausstellung

Monochrome, beschauliche Gegenwelten – „The Pond Room“ von Hans Op de Beeck im Kunstraum Dornbirn

Ganz in Grau gibt sich derzeit der Kunstraum Dornbirn. Der artifizielle Teich mit den Seerosen aus Gips, auf dessen gläsernem Wasser sich die Fenster der Montagehalle spiegeln, die Chesterfield-Sofas, die Gesteinsbrocken, der Kies, mit der der Kunstraum aufgeschüttet wurde, selbst das Geräteschuppen-artige Häuschen, in dem die Videofilme abgespielt werden, ist mit einem grauen Farbanstrich überzogen. Die Installation „The Pond Room“ von Hans Op de Beeck erscheint wie ein monochromes Gemälde. Einzig die rosa Kirschblüten aus Stoff auf den Bäumchen entlang des Teichens setzen einige lyrische Farbtupfen in den Raum.

Der 1969 im belgischen Turnhout geborene Künstler Hans Op de Beeck arbeitet am liebsten dann, wenn andere schlafen. Vielleicht hängt deswegen über seinem Werk ein Schleier des Düsteren. Oder vielleicht auch deshalb, weil er in seiner Arbeit einen Weg sieht, die Melancholie und Absurdität der menschlichen Existenz zu verarbeiten. Anhand von Installationen, Videos, Skulpturen und Zeichnungen betreibt der Belgier jedenfalls ein Spiel der Illusionen und entführt den Betrachter in imaginäre Welten, in denen sich Realität und Fiktion überlagern. Der multimedial arbeitende Op de Beeck bewegt sich praktisch in allen künstlerischen Gattungen und schafft Szenarien, in die der Betrachter miteinbezogen wird. Er errichtet Parallelwelten zur Realität und operiert mit Dingen aus dem Alltäglichen. Andererseits transportiert er die Besucher in eben diese Spiegelung zur realen Welt, in der etwas anders zu sein scheint. Op de Beeck vereint banale und dekorative Gegenstände, Alltagshaltungen und klassische Posen, Natur und Kultur zu speziellen Environments. Aber erst der Mensch belege die Dinge mit einer bestimmten Bedeutung, betont der Künstler.

 

The Pond Room

Mit dem „Pond Room“ hat Hans Op de Beeck für die Montagehalle eine fiktive, mystische Gartenlandschaft um den zentral angelegten „Teich“ entwickelt. Alles im Raum scheint aus Beton zu sein - allein das Wasser stellt sich als schwarze, spiegelnde Oberfläche dar, die Seerosen leuchten grellweiß. Mit dem monochromen hellen Grau, das über allen Gegenständen liegt, erzeugt er eine Atmosphäre, die der irdischen Zeitwahrnehmung enthoben scheint. „Die raumfüllende Arbeit sensibilisiert unsere Wahrnehmung von Umwelt und Natur, indem wir herkömmliche Referenzsysteme verlassen, unseren alltäglichen Zeitbezug verlieren und uns in einer meditativen und multisensorischen Situation wiederfinden“, konstatiert Thomas Häusle, der künstlerische Chef des Kunstraums Dornbirn. In der kontemplativen Stimmung seiner Werke, so hofft Op de Beeck, würden weitere Ebenen sichtbar, die über die bloße Atmosphäre hinausweisen.

 

Illusionistische Architekturen

In Op de Beecks Schwarz-Weiß-Film „Staging Silence 2“ (2013), der im angedeuteten Geräteschuppen gezeigt wird, bauen zwei anonymisierte Handpaare auf eine Fläche von etwa einem Quadratmeter mit alltäglichen Gegenständen immer wieder neue Räume, die lebensgroß wirken. Aus Wasserflaschen, Zuckerwürfeln oder Kartoffeln entstehen mit wenigen Handgriffen moderne Interieurs, japanische Gärten und sogar ganze Städte, die mit der entsprechenden Beleuchtung realistisch in Szene gesetzt werden. Im Zusammenspiel mit dem begleitenden bassbetonten Elektrosound, den der britische Musiker Scanner komponiert hat, entwickelt der Film in der Abfolge der Bilder eine Dynamik, die bis zum Ende spannend bleibt.

Mit „Staging Silence 2“ begibt sich Op de Beeck auf den schmalen Grat zwischen Täuschung und Enttäuschung. Ähnlich wie im Theater wird die Illusion auf eine Art und Weise erzeugt, sodass sie als solche entlarvt werden kann. Op de Beeck kreiert mit seinem Werk Bühnenbilder – Räume für mögliche Geschichten, die der Betrachter in seiner Vorstellung immer wieder neu bespielen kann. Diese Lust am Bühnenbild scheint zu bewirken, dass in den filmischen Arbeiten etwas fehlt, nämlich der Mensch. So sehr die Settings an Filmbilder von David Lynch oder Stanley Kubrick erinnern, die Geschichten entwickeln sich ausschließlich in den Köpfen der Besucher.

 

Hans Op de Beeck:
The Pond Room

Kunstraum Dornbirn
Bis 10. September
Täglich 10-18

www.kunstraumdornbirn.at