Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Karlheinz Pichler · 01. Feb 2013 · Ausstellung

Wenig Berauschendes in der aktuellen Ausstellung im Künstlerhaus Bregenz

Die aktuelle Ausstellung der Berufsvereinigung Bildender KünstlerInnen Vorarlbergs im Künstlerhaus Bregenz zeigt Werke der „gestandenen“ Verbandsmitglieder Rainer Rainer, Gerda Haas, Evelyn Rodewald und Margit Krismer. In den fünf Kellerräumen gibt es Einblicke in das Schaffen der Neumitglieder Markus Gohm, Barbara Vögel, Hugo Schneider sowie Peter Langebner zu besehen. Es ist eine asymmetrische Ausstellung, in welcher schöne Werke, wie etwa die Farberuptionen von Rainer Rainer, die örtliche Nähe zu eher schwächeren Beiträgen „aushalten“ müssen.

Die Bilder von Rainer Rainer sind formaltechnisch nicht innovativ. Aber sie sind zeitlos, erinnern an den Informel, an das Schaffen von Asgar Jorn oder Emilio Vedova oder Per Kirkeby. Und sie haben über all die Jahre nichts an Intensität und Ausdrucksstärke eingebüßt.

Sturm der Farben

Überragend das Großformat an der Stirnwand des von Rainer Rainer bespielten Raumes im 1. Obergeschoss des Künstlerhauses, das ins Entstehungsjahr 2005 datiert. Viele Schichten sind hier in bewegten Gesten aufgetragen, höchste Farbintensität, Rot und Ocker im Kampf gegen monströses Schwarz und Dunkel. Ein Kampf der Farben, der auf der Leinwand ausgetragen wird.

Wesentlich reduzierter, ja fast „geordnet“ geben sich die ganz neuen Werke Rainers. Ausgedehnte, fast monochrom ruhige Farbflächen stehen hier wilderen Farbpartituren gegenüber. Die Spannung lebt hier von den Übergängen zwischen farbiger Reduktion und wilder Bewegtheit. Der Beitrag Rainer Rainers ist das Highlight dieser Mitgliederausstellung.

Gerda als Souvenir

Angrenzend an die substanziellen Farberuptionen Rainer Rainers ist auf derselben Etage die Selbstinszenierung von Gerda Haas zu sehen. Haas zerlegt ihren Körper fotografisch in Einzelteile und drapiert mit diesen unterschiedlichste Trägermaterialien wie etwa Buttons, iPhone-Oberflächen, Schals oder Kissen. „Gerda“ gibt es in Schneekugeln und zum An- und Einstecken. Und wie sie ruht und sich bettet, ist anhand der Installation „Gerda im Schlafzimmer“ nachzuvollziehen. Haas betreibt eine ironische Selbstvermarktung. Allerdings kommt dieses „Zu-Markte-Tragen“ der eigenen Haut zu niedlich, zu harmlos daher. Man würde sich mehr Risiko, mehr „Straightness“ wünschen, wie dies ja bei ihren offensichtlichen Vorbildern wie etwa einer Elke Krystufek auch geprobt wird.

Die aus Lauterach stammende Künstlerin Margit Krismer versucht, das innere Erleben und psychische Erfahrungen an die Oberfläche zu tragen und zu visualisieren. Ihre Werke, die im Erdgeschoss des Künstlerhauses zu sehen sind, können diesem Anspruch nur wenig gerecht werden, auch wenn offensichtliches Bemühen ersichtlich ist.

Wie gewohnt im Reich der Mythologien, Märchen und Träume und damit außerhalb der Zeit bewegt sich Evelyn Rodewald mit ihren Arbeiten im Dachgeschoss. Kurios mutet dabei an, dass es sich bei den meisten ihrer Werke um Kopien (C-Prints) von Druckgrafiken handelt.

Schuster, bleib bei deinem Leisten

Bei den Neumitgliedern, die alle nicht mehr ganz jung, sondern bereits um die 50 sind, stechen die Positionen von Barbara Vögel und Markus Gohm hervor. Die aus Mellau stammende Vögel wartet mit schräg-ironischen Collagen auf, von denen viele Resultat von Fundstücken sind, die sich auf Reisen angesammelt haben und die sie auf witzige und aber auch hintersinnige Art kombiniert und arrangiert. Mit linker Hand krakelig hingesetzte Texturen überlagern die visuellen Bildgeschichten, wie die Textblasen dies bei Comic-Streifen tun.

Den Architekten Markus Gohm hat ein privater Schicksalsschlag zur Kunst und zur Auseinandersetzung mit Fotografie geführt. In der im Künstlerhaus gezeigten Zusammenstellung sollen fünf Fotografien, aufgenommen auf Reisen in den Libanon, in Frankreich und Australien, eine imaginäre Geschichte erzählen. Gohm widmet sich Landschaften, Häusern, Menschen und konzentriert sich dabei immer wieder auf das Alltägliche. Technisch durchaus respektabel setzt er Artifizielles und Nartürliches in mysteriöse Dialoge.

Wie Markus Gohm und Barbara Vögel sind auch Peter Langebner und Hugo Schneider Quereinsteiger in die Kunst. Auch wenn Schneider dereinst mal in der Klasse von Oswald Oberhuber war, kennt man ihn als Designer und Fotografen, während in der Biografie von Langebner therapeutische Berufe dominieren. Sowohl in Anbetracht der Bronzeköpfe Schneiders als auch bei den ans Reisen in ferne Länder erinnernden Gemälden und applikativen Bildern Langebners drängt sich unweigerlich die Volksweisheit „Schuster, bleib bei deinem Leisten“ in den Vordergrund. Vielleicht sollte die Berufsvereinigung doch wieder schärfere Aufnahmekriterien einführen.

Gerda Haas, Margit Krismer, Rainer Rainer,
Evelyn Rodewald
Markus Gohm, Peter Langebner, Hugo Schneider, Barbara Vögel

Künstlerhaus Bregenz
Bis 17.2.2013
Di-Sa 14-18, So 11-17
www.kuenstlerhaus-bregenz.at