Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Karlheinz Pichler · 06. Okt 2019 · Ausstellung

Lange Nacht der Museen: Direkter Austausch mit BesucherInnen groß geschrieben

Die nunmehr zum zwanzigsten Male vom ORF organisierte „Lange Nacht der Museen“ hat im Vierländereck um den Bodensee in der Nacht von Samstag auf Sonntag über 23.300 BesucherInnen in die insgesamt 93 Kunst- und Kultureinrichtungen gelockt, die sich an der Aktion beteiligten. KULTUR besuchte einige kleinere Veranstalter im Vorarlberger Oberland, die sich stark für den direkten Austausch mit den Kulturinteressierten engagierten.

Im Kunstforum Montafon, das derzeit Arbeiten von acht Kunstschaffenden zeigt, die im Rahmen des „SilvrettAteliers“ im August 2018 zwei Wochen lang auf über 2.000 Meter Seehöhe um die Nova Stuba in der Silvretta Montafon arbeiteten, führte Forumsleiter und Künstler Roland Haas selber durch die Ausstellung. Laut Haas sei der Abend zwar zäh angelaufen, aber durch die Kooperation mit dem in der Nähe domizilierten Montafon Museum sei es im Zuge des Abends zu einem regen Austausch gekommen. Zwar sei die Besucherzahl mit etwas über 70 gegenüber letztem Jahr leicht zurückgegangen, aber da es zusammen mit dem Montafon Museum nur zwei Anbieter im Tal gebe, sei es schwierig, Leute von weiter weg bis nach Schruns zu locken. Diejenigen aber, die gekommen seien, wären sehr interessiert gewesen und hätten das Angebot, Infos zur Ausstellung direkt vom Kurator zu erhalten, intensiv genutzt. Aktuell gezeigt werden im Kunstforum, das in der ehemaligen Lodenfabrik direkt an der Litz untergebracht ist, Arbeiten von Alexandra Berlinger, Catrin Bolt, Matthias Göttfert, Roland Haas, Germaine Koh, Reinhold Neururer, Christoph Weber sowie Seth Weiner. Im Montafon Museum stand der Abend im Zeichen des Freiheitskämpfers Johann Joseph Batlogg. SchülerInnen der MS Schruns Dorf präsentierten die Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung mit Batlogg im Rahmen eines Schulprojektes. Die junge Montafoner Historikerin Teresa Galehr, die eine Diplomarbeit über den Freiheitskämpfer geschrieben hat, hielt zudem einen Vortrag zur Biografie Batloggs.      

25 Jahre Artenne      

In der Artenne Nenzing, die das 25. Jahr ihres Bestehens feiert, hatten die Besucher die Möglichkeit, in den imaginären Raum einer vergangenen Geschichte von Ausstellungen, Klausuren, Workshops, Lesungen, Konzerten und sonstigen Evens einzutauchen. Sarah Schlatter hat die Aktivitäten der Artenne des letzten Vierteljahrhunderts anhand von ausgewählten Fotografien, Textbausteinen und Videoprojektionen exemplarisch und mit viel Gefühl nachgezeichnet. Während der ganzen Nacht waren Dialogführungen angesagt, für die musikalischen Zwischentöne sorgte der aus Kolumbien stammende Vollblutmusiker Jorge E. García. Das an die Artenne angrenzende alte Waschhäuschen wurde als Buffet und Bar adaptiert. Im Zuge der Nacht wurde es zu einer Art Kommunikationszentrum. Mit gut 90 Besuchern gab es aber auch hier einen kleinen Einbruch. Artenne-Betreiber Helmut Schlatter führte dies auf das schlechte Wetter und den Umstand zurück, dass die Artenne geografisch einfach abseits der Ballungszentren liegt.       

Alex Sutter und Co      

Regelrecht die Post abging in der ehemaligen Türkisch-Rotgarn-Färberei der Firma Ganahl in der Frastanzer Felsenau, in der seit Jahren die Gruppe „ArtQuer“ untergebracht ist. Nach dem 20-minütigen Film „Sonnemond“, in dem der Outsider-Künstler WolfGeorg einen Gemeindesekretär spielt, brachte eine Band der Musikschule Walgau unter der Leitung von Alex Sutter mit Groove, Swing und Rock'n'Roll die Stimmung in den industriehistorischen Räumlichkeiten den Rest des Abends zeitweise zum Kochen. Ein zusätzliches Highlight stand um Mitternacht auf dem Programm. Alex Sutter und der Artbrut-Künstler Uwe Filzmoser, wie WolfGeorg Mitglied von „ArtQuer“, gaben hier Songs von unter anderem Frank Sinatra zum Besten.

„ArtQuer“-Leiterin Erika Lutz konnte sich denn auch über hervorragende Rückmeldungen freuen. Für sie sei es zudem zentral gewesen, alle Mitwirkenden von „ArtQuer“ mit eingebunden zu haben. Die Lange Nacht bereite zwar einen enormen Aufwand, aber dadurch kämen immer wieder Leute, die „ArtQuer“ bislang noch gar nicht gekannt hätten. Ein Argument übrigens, dass auch die Artenne und das Kunstforum Montafon geltend machten. „ArtQuer“-Chefin Erika konnte zudem einen deutlichen Besucheranstieg registrieren. Strömten vergangenes Jahr rund 80 BesucherInnen in die Felsenau, so waren es dieses Jahr immerhin 130.
Vorarlbergweit war übrigens das Kunsthaus Bregenz mit 1.346 Kulturinteressierten das am meisten besuchte Museum. Auf Platz zwei kam das benachbarte vorarlberg museum mit 1.271 Besuchern, gefolgt vom Museum der Mohren-Biererlebniswelt in Dornbirn mit 1.049 Gästen. Die meisten Besucher in Liechtenstein konnte das Kunstmuseum in Vaduz zählen, hier kamen 436 Nachtschwärmer. Im Kanton St. Gallen führte das Flug- und Fahrzeugmuseum in Altenrhein mit 495 Besuchern die Liste an, in benachbarten Deutschland das Stadtmuseum Tettnang mit 283 Gästen.