Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Karlheinz Pichler · 08. Jun 2022 · Ausstellung

... Künstlerische Vielfalt im Vordergrund – die Kunstankäufe des Landes Vorarlberg 2021

In der Galerie allerArt Bludenz und in der rund 200 Meter davon entfernten Kellergalerie kukuphi werden derzeit die letztjährigen Kunstankäufe des Landes Vorarlberg präsentiert. Die Ausstellungen enden am 18. Juni mit einer Reihe von Künstler:innen-Gesprächen sowie der Lancierung eines Buches, in dem sämtliche Kunstschaffende, von denen in den vergangenen drei Jahren Werke angekauft wurden, jeweils mit einer Doppelseite vertreten sind.

Nachdem die beiden Kunstankaufenden des Landes Vorarlberg, Herta Pümpel und Erhard Witzel, 2019, dem ersten Jahr ihrer Amtstätigkeit, einen Schwerpunkt auf Fotografie gesetzt hatten, rückte 2020 und 2021 vor allem die künstlerische Vielfalt in den Vordergrund. Wie Pümpel und Witzel betonen, war es der pandemiebedingten prekären Situation vieler Kunstschaffenden geschuldet, die einlangenden Ansuchen möglichst rasch zu bearbeiten. Wurden 2020 insgesamt 28 künstlerische Positionen angekauft, so stieg 2021 die Zahl auf 37 Positionen, und zwar 34 Einzelpositionen sowie drei Künstlerduos. Insgesamt wurden 72 Arbeiten angekauft, die werktechnisch alle möglichen Bereiche abdecken, von der Zeichnung über die Acryl- und Ölmalerei, Collage, Mischtechnik und Fotografie, bis hin zu Nähbildern, Drucken und Objekten aus Kunstharz und Keramik sowie Steinbildhauerei. Und wie schon in den Jahren davor betrug das Ankaufsbudget 100.000 Euro. Anzumerken gilt es, dass das Land ab 2022 das Ankaufsbudget beträchtlich, nämlich um 25 Prozent, auf 125.000 Euro erhöht hat. Nachdem die dreijährige Amtsperiode von Herta Pümpel und Erhard Witzel mittlerweile abgelaufen ist, sind neu Andrea Fink und Isabella Marte als Kunstankäuferinnen tätig.
2021 gaben Herta Pümpel und Erhard Witzel im Durchschnitt 2.637 Euro pro künstlerischer Position aus, wie sie wissen lassen. Das sind um rund 900 Euro weniger als noch im Jahr davor. Preislich gab es im Unterschied zu 2020 keine allzu großen Ausreißer nach oben. Die teuerste angekaufte Arbeit kostete demnach 8.000 Euro, nämlich die Rauminstallation mit dem Titel „Die Selbstgefährdung der Zivilisation“, die von den Brüdern Christoph und Markus Getzner geschaffen wurde. Bei den zweitteuersten Arbeiten handelt es sich um eine Fotografie von Marianne Greber und eine Arbeit von Tom Vau, für die die Ankaufenden jeweils 3.700 Euro ausgaben.
Trotz der extrem schwierigen finanziellen Lage, in der sich viele Kunstschaffende befinden, seien für die Kunstankaufenden die qualitativen Aspekte stets im Vordergrund gestanden, streichen sie hervor. Da aufgrund der anhaltenden Kontaktbeschränkungen, die auf die Coronakrise zurückzuführen waren, häufige Atelierbesuche nicht möglich waren, wurden die meisten Arbeiten aus öffentlichen Ausstellungen herausgekauft. Dabei wurde der Schwerpunkt vor allem auf junge zeitgenössische Kunst gelegt sowie auch auf bereits arrivierte Positionen, die in der Sammlung des Landes bislang unterrepräsentiert waren.
Über ihre dreijährige Ankaufszeit ziehen Herta Pümpel und Erhard Witzel grundsätzlich ein positives Resümee. Der Arbeitsaufwand sei bei mindestens 90 bis 100 Tagen gelegen. Bei den meisten Positionen sei man sich rasch einig geworden, denn: „Wir wussten genau, was wir wollten“, so die beiden Ankaufenden. Im Vergleich zu anderen Bundesländern, wo die Amtsperioden der Ankäufer bis zu fünf oder sechs Jahre dauern können, sei die dreijährige Amtszeit ideal. Man könne in dieser Zeitspanne durchaus eigene Akzente setzen, dann aber werde es wieder Zeit für neue Blickwinkel.
Bereits zum sechsten Mal erfolgt die Ankaufspräsentation in Bludenz. Und zum zweiten Mal erfolgt sie an zwei Orten, da die Räumlichkeit der Galerie allerArt für sich allein zu klein wäre, um alle angekauften Werke zu präsentieren. Daher ist auch in diesem Jahr wieder die unweit der Remise befindliche Kellergalerie kukuphi (Kunst, Kultur, Philosophie) in der Werdenbergerstraße mit an Bord.

Katalogpräsentation

Zur Dokumentation der dreijährigen Ankaufsperiode von 2019 bis 2021, in der Herta Pümpel und Erhard Witzel insgesamt 213 Arbeiten von 88 Kunstschaffenden für das Land erworben haben, wird im Rahmen der Finissage am 18. Juni um 18.00 Uhr ein Katalogwerk vorgestellt, in dem sämtlichen Kunstschaffenden, von denen Arbeiten angekauft wurden, jeweils eine Doppelseite zur Verfügung gestellt wird. Dabei wird durchgängig auf der linken Seite immer ein angekauftes Werk dargestellt, und auf der rechten Seite der Name, Jahrgang, Geburtsort, Lebens- und Arbeitsorte der Künstlerin oder des Künstlers sowie ein ungefiltertes Statement zum Schaffen der Kunstschaffenden. So ist zum Beispiel neben den von Linus Barta angekauften Öl-auf-Karton-Bildern „Minimal, Monchichi“ und „Stranger“ zu lesen: „Die Bilder sind Referenzen auf andere Bilder; so verbergen sich immer Schwontkowskis, Bacons, Fox’ und die anderer Malergrößen dahinter.“ Oder gegenüber der Skulptur aus Keramik, Stahl, Beton, Sägemehl und Pigmenten mit dem vielsagenden Namen „Klementine“ von Luka Jana Berchtold: „Im November 2016 wurde Frau J. in ihrer Tätigkeit als Kuratorin im ORF Landesstudio Vorarlberg fristlos und ohne Begründung gekündigt. Landesdirektor K. ersetzte sie mit seinem guten Bekannten Herrn G. Alle schon geplanten Ausstellungen von Frau J. wurden abgesagt. Nach zwei Jahren der Auflehnung erhielt keine/keiner der beteiligten Künstler:innen (darunter auch Luka Jana B.) weder eine Entschädigungszahlung noch eine angemessene Entschuldigung von Herrn K.“
Die Buchpublikation mit dem Titel „Kunstankäufe des Landes Vorarlberg 2019 – 2021“, die über 200 Seiten stark ist und im Bucher Verlag Hohenems erscheint, enthält auch viele Ausstellungsansichten sowie Vorwörter von Kulturlandesrätin und Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink, Andreas Rudigier (Direktor des vorarlberg museum) sowie Wolfgang Maurer (geschäftsführender Obmann des Vereins allerArt), außerdem einen Essay von den Ankäufern Erhard Witzel und Herta Pümpel über drei Jahre Ankaufstätigkeit. Wobei die beiden ihrem Beitrag ein Zitat von Marcel Proust voranstellen: „Eine Entdeckungsreise besteht nicht darin, nach neuen Landschaften zu suchen, sondern neue Augen zu bekommen.“ Gestaltet wurde das in klassischer Buchform erscheinende Katalogwerk von der in Lustenau lebenden Grafikerin Yvonne Rüscher.
Vor der Vorstellung der Publikation am 18. Juni sind noch Künstlergespräche angesagt. So unterhalten sich die beiden Ankaufenden um 15.00 Uhr mit Marianne Greber sowie Pirmin Hagen und um 16.30 Uhr folgt ein Künstlergespräch von Herta Pümpel und Erhard Witzel mit Elsbeth Gisinger-Fessler, Lorenz Helfer und Hermann Präg.


Kunstankäufe Land Vorarlberg 2021:
Luka Jana Berchtold, Hubert Dobler, Dietmar Fend, Evelyne M. Fricker, Christoph und Markus Getzner, Elsbeth Gisinger-Fessler, Alfred Graf, Marianne Greber, Pirmin Hagen, Severin Hagen, Romana Hagyo und Silke Maier-Gamauf, Lorenz Helfer, Johan Jansen, Rafet Jonuzi, Rubí Juárez, Christine Katscher, Hilda Keemink, Gabriela Klocker, Ulli Knall, Margit Krismer, Philipp Leissing, Bianca Lugmayr, Claudia Mang, Hanno Metzler, Paul Mittler, May-Britt Nyberg Chromy, Drago Persic, Birgit Pleschberger, Hermann Präg, Daniel Rendón Guerrero DATA, Andreas Rhomberg, Bruno Richard, Anna und Maria Ritsch, tOmi Scheiderbauer, Erich Smodics, Tom VAU (Volgger), Stefan Waibel

bis 18.6.
Mi bis So 15 – 18 Uhr
Galerie allerArt, Bludenz     
Do/Fr 16 – 19, Sa 10 – 14 Uhr
Kellergalerie kukuphi, Bludenz     

Finissage mit Katalogpräsentation der Ankäufe 2019 – 2021
18.6., 18 Uhr
Künstlergespräche ab 15.00 Uhr
www.allerart-bludenz.at