Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Karlheinz Pichler · 05. Nov 2015 · Ausstellung

Subjektive Abstraktionen gepaart mit lyrischer Intensität – Jürgen Partenheimer bei Häusler Contemporary Lustenau

Die bildnerischen Formulierungen des 1947 in München geborenen Künstlers Jürgen Partenheimer bauen häufig auf konstruktiven Elementen der Minimal Art auf, die von einer starken lyrischen Intensität geprägt sind. In ihren großzügigen Schauräumlichkeiten im famosen Dietmar-Eberle-Bau „Haus 2226“ in Lustenau gibt Häusler Contemporary derzeit einen guten Einblick in das Schaffen des „abstrakten Subjektivisten“, der zu den bedeutendsten deutschen Künstlern seiner Generation zählt.

Der Schauraum im „Haus 2226“ in Lustenau, in dem sich auch die Zentrale des Architekturbüros „be“ befindet, ist bereits die dritte Lokalität von Wolfgang und Christa Häusler, die 1992 von Bregenz nach München gezogen waren und über Galerienstandorte in der Isar-Stadt sowie auch in Zürich verfügen. Das Galeristenpaar, das auch stark im Kunstprojektmanagementgeschäft verankert ist, zeigt in diesen idealen Räumlichkeiten noch bis Februar 2016 ausgewählte Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken sowie Skulpturen aus Partenheimers Schaffen der letzten 15 Jahre.

Partenheimer betitelt seine Werkschau in Lustenau mit „Metaphysik“. Dabei könnte man dieses Metaphysische bei Partenheimer vielleicht als einen Versuch werten, die innere Wirklichkeit über die Wiedergabe einer äußeren Wirklichkeit zu legen. Und die Zeichnung, das Bild als Empfindungsprotokolle in einer Sprache der Zeichen, die versucht, dem Nicht-Darstellbaren Ausdruck zu verleihen. Im Rahmen eines Aufenthaltes im brasilianischen Sao Paulo notierte der Künstler vor zehn Jahren: „Die Disziplin des Nichts. Blattwerk der Schamanen. Gesammelte Pfade und Lichtungen. Das Dickicht der Stadt, die unendliche Weite in der Enge des Kopfes. Der Raum zwischen Auge und Hand, der Körper zwischen Schlaf und Schlaf.“

Denkräume anzetteln


Partenheimer hinterfragt mit seiner „Metaphysik“ die Zusammenhänge in einer sinnlich erfahrbaren Welt. Er verweist darauf, „dass abstrakte Kunst für ihn nicht selbstreferentiell ist, sondern jene Möglichkeiten eröffnet, Nicht-Darstellbares in eine sichtbare Form zu überführen und dabei Denkräume zu erschließen.“ (Deborah Keller von Häusler Contemporary)

Die im Schauraum präsentierten Werke  werden von eindringlichen Texten des Künstlers begleitet und veranschaulichen, wie sich das metaphysische Denken in einer zeichenhaft selbstverständlichen Bildsprache verdichtet. „Ungegenständliches wird zur Andeutung interpretierbarer Formen, um sich sogleich wieder jeder Begrifflichkeit zu entziehen.“ (Keller)

Der Künstler aus der Isar-Stadt München, der zeitweise immer wieder auch in Italien lebt und arbeitet, gilt als erster westlicher Künstler, der es geschafft hat, eine Retrospektive in Peking zu zeigen und dazu noch eine Außenskulptur am Rande der „Verbotenen Stadt“ zu errichten.  Die als „Weltachse“ bezeichnete himmlisch-blaue skulpturale Arbeit, die er im Jahre 2000 dort vorübergehend aufbaute, steht seit ihrer Rückkehr nach Europa im Innenhof der Munich Re. Eine Variante davon ist neben einer Reihe anderer Objekte aus Steingut, Porzellan oder Holz, die auf die Vielseitigkeit Partenheimers im plastischen Schaffen verweisen, ebenfalls im „Haus 2226“ zu bestaunen.

Farbige poetische Augenfreuden


Mit seinem lyrischen Minimalismus gilt Partenheimer als ein Meister der spirituellen Andeutung. In seinen in Lustenau gezeigten Zeichnungen und Gemälden stößt man des Öfteren auf den rätselhaften Bildtitel „Carme“, an den am Ende oft noch ein „n“ (Carmen) angehängt ist. Der Titel bezeichnet das vom Künstler für eine Schau im ehemaligen Karmeliterkloster von Valencia entwickelte leichte Hochformat von 50 mal 45 Zentimeter. Seitdem greift Partenheimer immer wieder auf dieses Format zurück und schöpft damit immer wieder neue Bildfindungen. Oder „Renga“: Hier bezieht sich der Deutsche auf die Struktur des mittelalterlich-japanischen Kettengedichts. Partenheimer identifiziert mit dieser Form eine Struktur der völligen Offenheit und Transparenz.

In den Werken Partenheimers verbinden sich philosophische und literarische Inhalte mit den pastosen Farben, die er gerne verwendet, zu farblich-zeichnerische Augenfreuden.  Seine Bildsprache zeugt von einer zarten sinnlichen Poesie, die metaphysisch angehaucht ist und in ihrer Unverrückbarkeit den Betrachter in Bann zieht.

Übrigens wartet auch das Musee Ariana in Genf, das zu den wichtigsten europäischen Museen für Keramik zählt, von 20. November 2015 bis 20. März 2016 unter dem Titel „Calliope“ mit einer großen Einzelpräsentation des deutschen Künstlers auf.

 

Jürgen Partenheimer: „Metaphysik“
Häusler Contemporary Lustenau
Bis Februar 2016
geöffnet: während der "be"-Bürozeiten
http://haeusler-contemporary.com