Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Karlheinz Pichler · 13. Mai 2014 · Ausstellung

Einsichten in bildhauerische Werkprozesse – Claus Bury, Gottfried Honegger, Georg Malin und Kurt Sigrist in der Schaaner Stein Egerta

Die Ausstellung "Bury, Honegger, Malin, Sigrist" in der Stein Egerta in Schaan ermöglicht den Kunstinteressierten nun erstmals, anhand von Entwürfen, Zeichnungen, Modellen und Kleinskulpturen nachzuvollziehen, wie die Großplastiken im Skulpturengarten dieser Schaaner Institution entstanden sind.

Aufgrund des Zubaues beim Kunstmuseum Liechtenstein in Vaduz, in dem künftig die Kunstsammlung der Hilti Foundation untergebracht sein wird, ist die Vaduzer Institution seit nunmehr sechs Monaten geschlossen. Geschlossen heißt aber in diesem Falle nicht untätig zu sein, sondern nach Kooperationen zu suchen und andere Orte mit Exponaten aus dem eigenen Fundus zu bespielen. So waren etwa bereits Ausstellungen im Gasometer Triesen und im Küefer-Martis-Huus in Ruggel zu sehen. Und in der Brennkammer der Keramik Werkstatt Schaedler in Nendeln läuft noch bis 23. Mai ein Performance-Zyklus, der aktuelle internationale Trends der Aufführungskunst in der Region zeigt.

Die bildhauerische Formfindung


In einer weiteren Zusammenarbeit sind in der Stein Egerta in Schaan noch bis 1. Juni Entwürfe, Zeichnungen, Modelle und Kleinplastiken von Claus Bury, Gottfried Honegger, Georg Malin und Kurt Sigrist zu sehen, die jeweils die eigenen bildhauerischen Formfindungen sichtbar werden lassen. Hintergrund dieser feinen Ausstellung ist der Skulpturengarten der Stein Egerta, der eng mit der Geschichte der Liechtensteinischen Staatlichen Kunstsammlung und somit dem Kunstmuseum Liechtenstein verbunden ist.

1995 richtete Georg Malin, damaliger Konservator der Staatlichen Kunstsammlung, im Garten des Bildungshauses Stein Egerta diesen öffentlich zugänglichen Skulpturengarten aus den Beständen der staatlichen Sammlung ein. Zudem wurde damals Claus Bury mit dem Auftrag bedacht, eigens eine ortsspezifische Skulptur zu entwickeln.

Stufenschichtung


Bury, 1946 im hessischen Gelnhausen geboren, wählte den Abhang gegenüber der großen Freitreppe im überaus schönen Gartengelände der Stein Egerta als Standort aus und entwarf mit seiner Skulptur „Stufenschichtung“ ein bildhauerisches Pendant zur Treppe. Die aquarellierten Skizzen, Konstruktionszeichnungen und ein maßstabsgetreues Modell seines Beitrages im Skulpturengarten sind nun also in direkter Nähe zu seinem ausgeführten Werk zu sehen. Der deutsche Bildhauer errichtet seit nunmehr 35 Jahren Skulpturen aus gleichförmigen Teilen, die nach den Gesetzen der Fibonacci-Folge aufgebaut und rhythmisiert sind. Dabei handelt es sich um eine unendliche Folge von Zahlen, den Fibonacci-Zahlen eben, bei der die Summe zweier benachbarter Zahlen die unmittelbar folgende Zahl ergibt: 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13,  usw. Dieser Reihe folgend, sind die Quader von Burys Skulptur im Park von Stein Egerta im unteren Bereich nur spaltbreit geöffnet. Nach oben hin erweitern sich die Öffnungen immer stärker und lassen die Skulptur himmelwärts durchlässiger und lichter erscheinen.

Gewürfelt und gefaltet


Von Georg Malin selber ist im herrlichen Gelände ebenfalls eine Arbeit platziert. Vierecke, Würfel und Kreis sind schon in frühen Werken des 1926 in Mauren geborenen Künstlers als Grundlage selbst in naturnahen Objekten deutlich integriert. Sie traten in den 1980er-Jahren immer mehr als klare geometrische und stereometrische Formen in Erscheinung. Das Quadrat wurde symbolisch zum Träger heilsgeschichtlicher Bedeutung auf dem Weg zur vollendeten Welt, die im Würfel ihre räumliche Erfüllung findet. Im Würfel ist das Kreuz integriert. Der im Stein-Egerta-Park aufgestellte Bronzewürfel betitelt sich mit „Disentiser-Würfel“, wird aber aufgrund des eingeschriebenen Reliefs auch „Andreaskreuz-Würfel“ genannt.

Der 1943 zur Welt gekommene Obwalder Bildhauer Kurt Sigrist thematisiert in seinen Werken immer wieder Innen- und Außenräume und deren Verschränkung. Bei der in der Stein Egerta ausgestellten Cortenstahl-Skulptur handelt es sich um einen in der Mitte vertikal geteilten Würfel, dessen eine Seite offen ist und sich durchschreiten lässt.

Als vierte Plastik stand in diesem Park ursprünglich eine Arbeit von Ursula Näscher. Diese wurde jedoch aus konservatorischen Gründen abgebaut und im Jahre 2002 durch die Aufstellung einer strahlend gelben Stele des Schweizer Künstlers Gottfried Honegger ersetzt. Honegger, der 1917 in Zürich geborene Grafiker und Bildhauer, betitelte seine Stahlskulptur mit „Pliage C57“, also „Faltung“. Die sich aus einem blauen Sockel zunächst röhrenförmig in der Komplementärfarbe Gelb herausentwickelnde Skulptur öffnet sich nach oben hin zusehends und erinnert mit ihren bandartigen Drehungen formal ein wenig an ein klassisches Fliegenfängerband.

 

Bury - Honegger - Malin – Sigrist
Einsichten in skulpturale Werkprozesse mit Werken aus der Sammlung des Kunstmuseum Liechtenstein
bis 1. Juni 2014
Stein Egerta, Schaan