Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Karlheinz Pichler · 26. Jun 2016 · Ausstellung

Im Zeichen schwereloser und durchlässiger Farbigkeit - Edda Jachens und Gaby Terhuven in der Galerie Feurstein

Die beiden deutschen Künstlerinnen Edda Jachens und Gaby Terhuven stellen erst zum zweiten Mal gemeinsam aus. Da sich in ihren Werken hinsichtlich Leichtigkeit und Transparenz sowie Licht und Schatten in mehrfacher Hinsicht Ergänzungen ergeben, wollen sie künftig des Öfteren zusammenspannen. In ihrer aktuellen Ausstellung in der Feldkircher Galerie Feurstein, in der die einzelnen Werke der beiden Kunstschaffenden jeweils nebeneinander gehängt sind, ergibt sich im Verbund mit dem durch Stellwände gegliederten, lichtdurchflutenden Galerienraum eine spannungsvolle Rhythmik, die von der Fragilität und Durchlässigkeit der Farben getragen wird.

Die Bildaussagen von Jachens und Terhuven drehen sich letztlich um Wahrnehmungsverschiebungen, Sinnlichkeit, Schwebezustände und der analytischen Auseinandersetzung mit Farb- und Lichträumen.

Linearität versus Poesie des Raumes


Die 1960 in Bremen geborene und heute in Stuttgart lebende und arbeitende Edda Jachens sagt von sich, dass sie in der „maximalen Reduktion“ immer ihre Stärken erfahren habe. Wobei sie immer wieder auf transparent-milchig erscheinendes Paraffin zurückgreift, um ihre konkrete Malerei wie hinter einem Schleier dem direkten Blick zu entziehen. „Farbe, Muster und Wachs bewirken gemeinsam eine Atmosphäre von Ruhe, Ordnung und Schutz, dem die Perfektion und Sorgfalt der Ausführung etwas Erhabenes hinzufügt“, schreibt Susannah Cremer-Bermbach über Jachens Art der Bildgestaltung. Wobei die Wachsschicht, die das Bildinnere wie ein schützender Film überlagert und den Betrachterblick in Zwischenräume führt, durch die weiche Konsistenz ihrer Oberfläche selbst ungeschützt bleibt.

Jachens verwendet für ihre Wachsarbeiten unterschiedliche Bildträger, beispielsweise Holz. In Feldkirch sind es Büttenpapiere, auf die sie die Paraffinschichten aufträgt. Mit Graphit oder Farbe zeichnet sie den Papieren lineare Netzwerke, Kreisformen oder andere Geometrien ein und überlagert diese mit Wachsschichten. Damit entzieht sie dem strengen konstruktivistisch-geometrischen Formenvokabular gleichsam die Schärfe. Geometrie, die ja grundsätzlich für eine extreme Genauigkeit steht, wird in einen nebulosen Raum von Durchlässigkeiten überführt. Durch das Wachs geraten die Formen und Linien in eine Art Schwebezustand und breiten sich imaginär im Raum aus.

Neben solchen Paraffinarbeiten auf Büttenpapier zeigt Jachens in Feldkirch aber auch noch Beispiele einer ganz neuen Werkgruppe. Dabei handelt es sich um Aquarelle, die in ihrer Leichtigkeit und Transparenz direkt an ihre bisherige Arbeit mit Paraffin anknüpfen. Die konstruktiven Bildelemente werden hier in zarten Farbtönen fast lasurartig übereinandergelegt. Jachens trägt die Farbe mit Hilfe eines breiten Pinsels auf, der immer wieder entlang einer Leiste gezogen wird. Und zwar ist es immer exakt derselbe Farbton, der auf den Bildträger gemalt wird. Dort, wo sich die formalen Bildelemente dann überlappen, kommt es zu unterschiedlichen farblichen Verdichtungen und gegenseitigen Durchdringungen, je nachdem wie häufig ein Segment des Papiers von solchen Überschneidungen betroffen ist.

Synthesen aus Licht, Schatten und Spiegelungen


Gaby Terhuven, 1960 in Oberhausen geboren, verfolgt eine ganz spezielle Form der Glasmalerei als künstlerisches Konzept. Ihre Werke bestehen jeweils immer aus zwei Glasscheiben, die mit schmalen Trennstegen auf Abstand zueinander und zur Wand gehalten werden, sodass diese nahezu dreidimensional in den Raum greifen und in sich ebenfalls einen partiell einsehbaren Raum bilden. Mit Ölfarbe werden rhythmische Strukturen und Liniensysteme auf, zwischen und hinter den zwei Glasscheiben malerisch aufgetragen und der Raum somit zusätzlich strukturiert. Es entsteht ein mehrschichtiger Bildraum, der Innen und Außen in Beziehung setzt und miteinander verbindet. Die solcherart entstandenen Bildobjekte leben von den sich ständig verändernden Lichtverhältnissen, aber auch von Spiegelungen und unterschiedlichen Schattierungen. Die Farben und Formen wirken nicht nur auf der Oberfläche. Sie dringen in das Werk ein und scheinen aus ihm heraus. Insbesondere die auf Abstand gehaltene Dopplung der Bildträger vor der Wand lenkt den Blick von der Oberfläche in die Tiefe des Bildes. Das Liniengeflecht verschmilzt zu fließenden Farbräumen, trennt sich dann wieder und gibt den Blick auf die dahinterliegende Wand frei. Die Wand wird solcherart ebenfalls wie eine Projektionsfläche ins Bild miteinbezogen.

Für den Betrachter, der an den Bildobjekten entlanggeht, ergeben sich ständig variierende Bildwirkungen und fließende räumliche Übergänge. Farbe, Licht, Bewegung und Raum verbünden sich zu ständig neuen Eindrucksprotokollen. Es gibt eigentlich keinen fixen Standort, von dem aus die Werke in ihrer Gesamtheit erfassbar wären. Da der Rhythmus von der vorderen Scheibe zur hinteren wechselt, bringt jeder Standpunkt auch neue Einsichten mit sich. Linien verschieben sich, tauchen auf oder ab, liegen über- oder nebeneinander, geben Einblicke ins Bildinnere oder verschließen sich.

Edda Jachens, Gaby Terhuven
Galerie Feuerstein, Feldkirch
Bis 30.7.2016
Di-Fr 14-18, Sa 11-14, u.n Vereinbarung
www.galeriefeurstein.at