Die „Quadratur des Kreises“ als Synonym für eine unlösbare Aufgabe - Performante Aufführungen von Bella Angora und Ronja Svaneborg im Kunstraum Dornbirn
Die aktuelle Ausgabe des seit 1985 im Dreijahresrhythmus durchgeführten grenzüberschreitenden Ausstellungsprojekts „Heimspiel“ geht dem Ende zu. Der Kunstraum Dornbirn, der neben dem Kunstmuseum und der Kunsthalle St. Gallen sowie der Kunsthalle Ziegelhütte in Appenzell und dem Kunsthaus Glarus als Ausstellungsort für die ausgewählten Kunstschaffenden aus Vorarlberg, Liechtenstein sowie aus den Schweizer Kantonen Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden, St. Gallen, Thurgau und Glarus als Ausstellungsort beteiligt ist, wartet zum Abschluß des Heimspiels 2021/22 mit performanten Aufführungen der 1968 in Bregenz geborenen Künstlerin Bella Angora sowie der aus Dänemark stammenden (geboren 1985 in Thy) und seit Jahren in Sibratsgfäll lebenden Ronja Svaneborg auf.
Die beiden Künstlerin haben eigens für die Finissage neue performative Werke entwickelt, die am 25. und 26. Februar in der zur Blackbox gewordenen Montagehalle des Kunstraums Dornbirn uraufgeführt werden. Die Heimspiel-Ausstellung selber endet nach verlängerter Ausstellungsdauer am 27. Februar. Zu sehen sind hier Videoarbeiten von Gilgi Guggenheim, Claudia Larcher, Ursula Palla, Stoph Sauter, Liddy Scheffknecht, Veronika Schubert und Cristina Witzig sowie ein Objekt von Simon Kindle.
„I will be your space if you will be mine“
Die performanten Heimspiel-Schlusssetzungen starten am Freitag (25. Februar) mit dem Svaneborg-Beitrag „I will be your space if you will be mine“. Anknüpfend an die Aufforderung an das Publikum „Hereinspaziert! Lassen Sie sich von den Wänden willkommen heißen“ geht Svaneborg dabei der Frage nach, ob ein Sprecher sowohl ein Kunstschaffender, ein Ausstellungsraum sowie das Publikum gleichzeitig sein könne. Die Frage ist nur, wer denn eigentlich zu Wort kommt. Für diese Performance hat die Dänin eigens einen Text verfasst, der in der Übertragung in den Raum die Leere in einem Ausstellungsort überbrücken will.
In Svaneborgs künstlerischer Praxis spielen grundsätzlich Übersetzungen von Erinnerung in Sound, der Gebrauch digital allgemein zugänglichen Materials zur Klangkollage oder die Thematisierung stereotyper Zuschreibungen eine zentrale Rolle. In einer Beschreibung zu ihrem Vorgehen heißt es, dass sie unter anderem den Raum untersucht, „der entsteht, wenn Bedeutung von einem Ausdruck oder Bewusstsein auf ein anderes übertragen wird. Indem sie auf diese Weise zwischen den Frequenzen arbeitet, lenkt sie die Aufmerksamkeit auf die Systeme, durch die wir erleben und handeln, und suggeriert, dass es eine große Schönheit und Befreiung gibt, die in desorientierten Räumen ohne die Notwendigkeit oder Möglichkeit einer Definition zu finden ist.“ In ihren Stücken verbünden sich Installation, Sound, Performance und Skulptur oft zu komplexen Gesamtsystemen.
„Gekommen um zu bleiben oder Orpheus geht“
Das Stück, das die in Wien lebende Bella Angora „spielt“, trägt den Titel „Quadratur des Kreises oder gekommen um zu bleiben oder Orpheus geht“. Die Künstlerin interagiert dabei mit Videosequenzen, die auf den Boden des Kunstraum Dornbirn projiziert werden. Inhaltlich geht Angora der Frage nach, ob und wie die Menschheit die aktuellen Krisen und Herausforderungen, die sich auf unterschiedlichen Ebenen zeigen, bewältigen können. Ein Thema, das in den letzten Tagen apokalyptische Brisanz erhalten hat. Das Oxymoron „Quadratur des Kreises“ erscheint in Hinblick auf die aktuelle gesellschaftliche Problemstellung synonym für eine unlösbare Aufgabe.
Die performanten Produktionen von Bella Angora sind zumeist medienübergreifend angelegt und verbinden Elemente aus der Fotografie und dem Video-Bereich mit Installation, Skulptur, Zeichnung, Literatur und Musik. Angora gegenüber KULTUR: „Durch das Zusammenspiel mehrerer Medien versuche ich den/die Betrachter:in auf unterschiedlichen Wahrnehmungsebenen zu erreichen, sollen doch meine Arbeiten emotional und intellektuell in gleichem Maße erfasst werden können.“ Inhaltlich setzt sie sich speziell mit gesellschaftlichen Systemen und Strukturen auseinander. Sie hinterfragt Wahrheiten und Realitäten und ist ständig auf der Suche nach alternativen Lebensmodellen. Auch das subjektive „Ich“ rückt dabei immer wieder in den Mittelpunkt, wobei sie den eigenen Körper als Projektionsfläche und Trägermaterial einsetzt. Angora: „Gewissermassen im Selbsttest erforsche ich Persönlichkeitsmuster. In Relation zu globalen Strukturen setze ich individuelles Erleben in einen Kontext mit sozialpolitischen Tendenzen.“ Vor allem versucht sie den Blick dorthin zu lenken, wo sich das Publikum wiedererkennen, identifizieren, unwohl fühlen und vielleicht auch Verständnis finden kann.
Ronja Svaneborg: „I will be your space if you will be mine"
25.2., 18 Uhr
Bella Angora: „Quadratur des Kreises oder gekommen um zu bleiben oder Orpheus geht“
26. 2., 18 Uhr
„Heimspiel"
bis 27.2.
Kunstraum, Dornbirn
Anmeldung unter office@kunstraumdornbirn.at
www.kunstraumdornbirn.at