"Mit einem Tiger schlafen": Anja Salomonowitz‘ Spielfilm über die Künstlerin Maria Lassnig derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: Stadtkino Wien Filmverleih)
Martina Pfeifer Steiner · 12. Dez 2018 · Ausstellung

Das peacearthotel im neueröffneten TSCHOFEN in Bludenz

Das gesamte Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis bespielte sie 2017 als peacearthotel. Im Dezember 2018 öffnet nun das TSCHOFEN als neues Stadthotel in Bludenz seine Pforten und Ruth Gschwendtner-Wölfle pflanzt das erste reale peacearthotel ebendarin ein. Der Friede ist – besonders vor Weihnachten – das zentrale Thema. Von kitschüberladenen Dekovarianten bis hin zu weltweiten Hilfsprojekten reicht die Palette. Doch Friede ist die Grundlage für Glück, Leben, Kultur, Wohlstand. Friede ist unsichtbar, wenn er da ist, und es ist gefährlich, wenn er fehlt.

Mit dem peacearthotel schafft Ruth Gschwendtner-Wölfle einen Ort, wo Kunst zu finden ist, die erfreut und im Dienste des Friedens steht, einen Wahrnehmungsimpuls zur Verfeinerung der Achtsamkeit. In einem Hotel verbringen die Gäste ja Zeit außerhalb ihrer täglichen Routine. Der Geist ist entspannt und aufnahmebereit. Kleinformatige Bilder in den Zimmern, in Zweier- oder Dreiergruppen, fallen nicht sofort ins Auge, sie begleiten und ergänzen jedoch die Stimmung im Raum mit einer unter Putz und Farbe verschwundenen Bildebene. Die Bilder zeigen nämlich Wanddetails, wie sie vor, während und nach der Bauzeit sichtbar waren – quasi ein Blick „unter die Haut“ des Hauses. Und um das geht es: Genau hinzusehen, nicht nur auf das, was uns umgibt, sondern auch auf die Ressourcen unserer Erde, auf die Menschen, auf alle Wesen. Die Schulung der Achtsamkeit ist ein lebenslanger Entwicklungsprozess, der uns mit zunehmender Zufriedenheit und unerwarteten Glücksmomenten belohnt. Die Achtsamkeit ist einer der Grundbausteine für inneren Frieden – ohne diese übersehen wir sogar den Frieden selbst.

Reminiszenzen an die Vergangenheit

Die eingegossenen Objekte im peacearthotel im TSCHOFEN verweisen auf die Vergangenheit, die uns trägt. Drei historisch interessante Schenkungen der Museumswelten in Frastanz sind Sinnbild für wesentliche Aspekte unseres Lebens: ein hölzernes Hoteltelefon im Eingangsbereich, ein Radio aus den 50er-Jahren und ein antiker Filmprojektor. Alle drei Objekte dienten der Kommunikation, ob unmittelbar von Person zu Person oder als Informationsquelle. Eingegossen deshalb, weil die Vergangenheit an sich unveränderbar ist – sie kann nur unterschiedlich gedeutet, erinnert oder kommentiert werden. Genaue Untersuchungen durch das Aufsägen dieser Objekte, zeigen kompakte technische Details, regen den suchenden analytischen Blick an, verändern jedoch nichts am Tatbestand mit all den Details.
Eine weitere Reminiszenz an die Vergangenheit befindet sich in den Flaschen, die in den Schaufenstern stehen und über der Bar hängen. Hier wurde „Vergangenheit“ abgefüllt. Das Achtsamkeitstraining bezieht sich auch auf die Geschichte des Hauses: ehemals Wohnhaus, Bürgerhaus und viele Jahre Geschirrhandlung der Familie Tschofen – in den Flaschen ablesbar: Scherben von Tassenhenkeln, Schnaupen von Kannen, blaue Scherben, aber auch Versatzstücke des Lebens wie kleine Geigen, Rosenblüten, Besteck ... erzählen von früher. Der „Geist aus der Flasche“ mag einem ebenso in den Sinn kommen wie der alte Wein, Heilessenzen, kostbare wie auch giftige Flüssigkeiten. Nicht alles ist segensreich, was alt ist.

Friedenssamen

Die „Götterspeisen“ sind ebenfalls in Acryl gegossene Objekte, in denen die Zeit still zu stehen scheint. Die Friedenssamen etwa, zusammen mit demselben Samen in der Flasche daneben, machen sichtbar, wie klein oft der Impuls für Frieden sein kann, um Resultate zu erhalten. Auch Friedensgedanken, physikalisch nicht nachweisbar oder messbar – vergleichbar mit homöopathischer Medizin – sind trotzdem wirksam.
Und damit spannt sich der Bogen von der Kunst zum Gasthaus: Nahrung für den Körper und Nahrung für den Geist – das ist es, was ein gutes Hotel den Gästen offerieren sollte. Dann können sie erfrischt und inspiriert friedliche Impulse mitnehmen auf ihre weiteren Wege.