„Kaffee und Zucker?“ Dokumentartheater im TAK in Liechtenstein © Pablo Hassmann
Karlheinz Pichler · 04. Mär 2020 · Ausstellung

Claudia Larcher erhält den Professor-Hilde-Goldschmidt-Preis

Der mit 7.500 Euro dotierte Professor-Hilde-Goldschmidt-Preis 2019 geht an die 1979 in Bregenz geborene Künstlerin Claudia Larcher. Überreicht wird die Auszeichnung im Rahmen der Hilde-Goldschmidt-Ausstellung im Museum Kitzbühel - Sammlung Alfons Walde im Juni 2020, begleitet von einer Werkpräsentation Larchers. Die Laudatio hält Martin Hochleitner, Direktor des Salzburg Museums.

Die Künstlerin, die an der Universität für angewandte Kunst in Wien zunächst bei Bernhard Leitner medienübergreifende Kunst und anschließend bei Erwin Wurm Bildhauerei und Multimedia studiert hatte, arbeitet schwerpunktmäßig vor allem mit Videoanordnungen, Fotografie, Collage sowie Installationen. Darüber hinaus experimentiert sie mit Live Visuals bei performanten Aufführungen und Konzerten. Inhaltliche geht es bei ihr häufig um Räume, und zwar sowohl im gegenständlichen Sinn als auch um ideelle Räume der Erinnerung und Vorstellung. Durch Überspitzung, Abstraktion und das Mittel der Verfremdung inszeniert und formuliert sie Lebensräume, die sich mit der Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts auseinandersetzen.
Die Jury zur Vergabe des Goldschmidt-Preises, der Gert Ammann (Vorsitz), Günther Dankl, Martin Hochleitner, Edelbert Köb sowie Marion Piffer Damiani angehören, wollte denn auch ein präzises und stringent entwickeltes künstlerisches Werk auszeichnen, in dessen Zentrum vielgestaltige Bilder von Architekturen stehen, wie es in der Begründung heißt. Der Begriff Architektur umreiße dabei ein „großes Spektrum an realen, fiktiven, ikonischen, anonymen und alltägliche Bauten, die Larcher sowohl aus Kontexten der Moderne und Postmoderne als auch aus unterschiedlichen Kulturen filtert und zum Gegenstand ihrer künstlerischen Arbeit macht.“
Ausgangspunkt im Schaffen der Vorarlbergerin, die heute in Wien lebt und arbeitet, sind häufig Architekturabbildungen in Magazinen und sonstigen Medien, die sie collageartig visuell verdichtet. Hieraus resultieren Bildobjekte, Fotografien und Filme, die Abbilder von Gebautem dekonstruieren und in einen neuen transitorischen Zustand zwischen dokumentierter und inszenierter Architektur überführen. Larcher schafft mit ihren Serien einen visuellen Subtext zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft von Räumen, ihrer architektonischen Formung und visuellen Wirkung“, so Jurymitglied Martin Hochleitner.
Der Professor-Hilde-Goldschmidt-Preis geht auf die 1980 verstorbene Malerin Hilde Goldschmidt zurück, die testamentarisch eine Stiftung verfügte, die u. a. die Förderung von österreichischen oder in Österreich lebenden jungen Kunstschaffenden zum Ziel hat. Goldschmidt wurde 1897 in Leipzig geboren. Nach dem Akademiestudium in Leipzig 1914/17 war sie 1920/23 Meisterschülerin von Oskar Kokoschka in Dresden. Studienreisen führten sie 1923 nach New York, 1926/27 nach Paris und Südfrankreich, 1929 nach Italien. 1933 übersiedelte Goldschmidt nach Kitzbühel, 1939 emigrierte sie nach England. Die Verbindung zu Kokoschka lebte in der Emigration 1943 in England und nach ihrer Rückkehr nach Kitzbühel 1950 in Salzburg auf. Der auf sie zurückgehende Preis wurde 1997 zum ersten Mal, bis 2011 mit Ausnahme von 2007 jährlich, ab 2011 alle zwei Jahre verliehen. Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderem Hans Schabus, Florian Pumhösl, Dorit Margreiter, Rainer Ganahl oder Markus Schinwald.