Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Karlheinz Pichler · 25. Sep 2011 · Ausstellung

Aus dem Berliner Alltag gegriffen: Tagebuchartige Zeichnungen von Cäcilie Falk im Tanzsaal Appenzell

Die in Appenzell lebende und arbeitende Künstlerin Sabine Luger betreibt im ehemaligen Tanzsaal in der Unteren Falkenburg in Appenzell einen Kunstraum. Derzeit sind dort Arbeiten auf Papier zu sehen, die die Vorarlberger Künstlerin Cäcilie Falk im Rahmen eines Stipendienaufenthaltes in Berlin gefertigt hat.

 

Falk, 1963 in Bludenz geboren und im Bregenzerwald aufgewachsen, hat sich nach längeren Aufenthalten in Rom und Paris in Perchtoldsdorf bei Wien niedergelassen. Sie ist bekannt für großformatige, figurative Ölgemälde in starken Farben, die meistens Traum- oder Phantasielandschaften darstellen. In Opposition respektive Ergänzung dazu liegt  ihr als schnelles, spontanes Medium aber auch die Zeichnung und die Guache am Herz. Vor allem wenn sie unterwegs ist, wie etwa vor zwei Jahren bei ihrem Gastatelieraufenthalt in Berlin, sieht sie in der Guache auf Papier ein ideales Mittel, um Alltagseindrücke visuell umzusetzen.

In Berlin ist eine geschlossene Serie entstanden. Im Appenzeller Kunstraum „Tanzsaal“, der aus dem Extra-Zimmer - dem ehemaligen „Säli“ des um 1880 erbauten Gasthauses - hervorgegangen ist, das Sabine Luger heute als Wohnhaus und Atelier dient, sind Ausschnitte dieser Guachen-Serie zu sehen.

Das Dahinterliegende sichtbar machen

Falk hat in Berlin diszipliniert und konzentriert gearbeitet. Die halben Tage ist sie durch die weitläufige Stadt gestreift und hat die Eindrücke aufgesogen. Die andere Zeit hat sie in der Atelierwohnung an diesem Zyklus geschaffen. Beispielsweise kommt das Motiv „Babuschka“, das sie bei einer der Berlin-Erkundungen aufgelesen hat, häufig in den Blättern vor. Mit dicken Pinselstrichen hat sie die Figur in der Figur in der Figur ... des russischen Mütterchens ineinander verschachtelt oder auch nebeneinander angeordnet auf das Papier gebracht. Sodass man das Innen und das Außen der Babuschka auf einen Blick vor Augen hat. Man soll alles sehen; auch das, was dahinter liegt, sagt die Künstlerin.

Auch eine „Micky Maus“ hat sich mehrfach ins Bild gesetzt. Allerdings eine ganz wilde, eher erschreckende denn anziehende Maus. Eine Maus, die dann und wann die Züge des Berliner Bären annimmt. Für Falk ist Berlin denn auch „Bärlin“. Narzissen prägen ebenfalls manche Arbeit. Denn zu jener Zeit im März war Berlin voll von Narzissen.

Verspielte Leichtigkeit

Viele der Guachen sind durch Kartoffeldrucke ornamenthaft angereichert. Entsprechend vermitteln die Werke trotz ihrer Funktion als Inhaltsträger eine verspielte Leichtigkeit. Für Falk sind die Berlin-Bilder ein besonderes Tagebuch, in dem sie Fragen über das Ich, die Suche nach Heimat und Identität sowie über das Sein im Allgemeinen zeichnerisch nachspürt. Sie ist auch interessiert an der Mobilität. Im Gegensatz zur Ölmalerei ermöglicht ihr die Zeichnung ein von Ort und Zeit unabhängiges Schaffen. Das Auf-Papier-Arbeiten vergleicht sie mit dem Schreiben. Man kann es aus einer Situation heraus ganz spontan bewerkstelligen, vergleichbar dem Schreiben. Nebenbei angemerkt hat sie in Berlin auch tatsächlich viel geschrieben, und zwar auf einer alten Schreibmaschine, die sie geschenkt bekommen und  als Gegenstück zur virtuellen Sprache des Computers schätzen und lieben gelernt hat.

Papierarbeiten sind für Cäcilie Falk jedenfalls wie ein ein Schatz. Sie können klein und gut transportabel  gehalten werden, sind dicht und kompakt und dem Ölbild aufgrund der spontanen Direktheit immer in der Zeit voraus.

Die Ausstellung von Cäcilie Falk ist gegen Anmeldung (0041 71 787 44 45) noch bis 9. Oktober zu besichtigen (Tanzsaal, Untere Falkenburg, Gaiserstrasse 5, CH-9050 Appenzell).