Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Karlheinz Pichler · 29. Jun 2019 · Ausstellung

Art Bodensee: Verschiebung der Preview guter Schachzug

Während auf den Straßen der Asphalt kochte, ist in den klimatisierten Dornbirner Messehallen am Freitag um 14 Uhr bei angenehmen Temperaturen die 19. Art Bodensee eröffnet worden. Neben den rund 85 Galerien und Kunstinstitutionen aus sieben Ländern, die ein breites Spektrum zeitgenössischer Kunst präsentieren, zählen die Sonderschauen von Elke Silvia Krystufek sowie von Milan Mladenovic, dem ersten Artist in Residence der einzigen Sommerkunstmesse im deutschsprachigen Raum, zu den Highlights der diesjährigen Kunstschau. Der aus Wien stammende künstlerische Leiter der 19. Art Bodensee, Aram Haus, setzt dabei auf Kooperation und qualitative Selektion, wie er im Rahmen einer Medienkonferenz betonte.

Mit Elke Silvia Krystufek brachte Aram Haus, der die Art Bodensee binnen fünf Monaten umkrempelte, auch so etwas wie Glamour nach Dornbirn. Die 1970 in Wien geborene Künstlerin dokumentiert und inszeniert seit ihrem Teenageralter ihr Leben in Malerei, Fotografie und Film. Schon ihre erste Performance im öffentlichen Raum, Aktion (1990), erzeugte einen Skandal, als sie auf ihrem nackten Körper zeichnete und sich Wunden zufügte, um sich anschließend mit dem Blut selbst zu bemalen. Vor zehn Jahren vertrat sie Österreich auf der Biennale Venedig.
Auch Artist in Residence Milan Mladenovic bringt Glanz in die Hallen. Zum Beispiel mit einem monumentalen Block, der aus lauter gelb strahlenden quadratischen Lichtern besteht, deren Intensität die Besucher mit Hilfe von Gedankensteuerung regulieren können.
Ein Handlungsleitfaden stellt für den Kurator Aram Haus das Sprichwort „Wer schnell gehen will, geht allein, wer weit gehen will, begibt sich in gute Gesellschaft!“ dar. Er glaube an die Kraft der Gemeinschaft, betont er. Deshalb setze er große Stücke auf Partnerschaften wie etwa mit dem Kunsthaus Bregenz, dem Vorarlberg museum und dem Kunstraum Dornbirn. Mit an Bord sind zudem das Kunstmuseum Lindau und der Kunstraum Innsbruck. Und das eingerichtete „Kulturquartier“ soll weitere Kunst- und Kulturquartiere aus ganz Europa, die Originalkunstwerke mit zur Art Bodensee bringen, vereinen.
„Wir haben noch viel vor“, sagt Aram Haus. So wolle er es bis 2022 geschafft haben, die Art Bodensee im europäischen Kontext als Gegenwartskunstmesse zu verorten, bei der Werke in der Preisspanne zwischen 1.000 und 100.000 Euro dominieren. Das sei eine Nische, die man sich gesucht habe. Und die Messe soll zudem nicht nur punktuell auftreten, sondern die Rolle als Plattform für Besucheraustausch und Wissen übernehmen.
In Bezug auf die Frequentierung der Art Bodensee ist Haus zumindest ein Schachzug bereits geglückt, indem er nämlich die Preview für geladene Gäste, die bislang immer am Donnerstag Abend stattfand, auf Freitag Mittag verlegte, also unmittelbar vor die offizielle Messeeröffnung. Damit gelang es ihm, das „Freitagsloch“  denn der Freitag war traditionell immer der mit Abstand am schlechtesten besuchte Messetag – zu füllen. Aussteller Maximilian Hutz etwa, Inhaber der gleichnamigen Galerie und aufgrund der Previewverschiebung voller Skepsis, zeigte sich überrascht, dass wider Erwarten so viele Leute erschienen seien. Er habe keine Minute Verschnaufpause gehabt. Dazu sei das Publikum gut informiert und interessiert gewesen und verkauft habe er auch einiges. Und sie hätten sich durchwegs positiv über die kühlen Temperaturen geäußert.
Etwas konnte der Exzentriker Aram Haus, der selber auch künstlerische tätig ist, für diesen ersten Messetag allerdings nicht durchsetzen. So sei es sein Plan gewesen, dass während des ganzen ersten Messetages nackte Männer präsent seien, um den Besuchern auf Tabletts Erfrischungsgetränke zu reichen. Hier habe sich die Crew der Messe Dornbirn quer gelegt, unter anderem mit dem Verweis auf minderjährige Besucher. 

Die Art Bodensee wird heute von 11.00 bis 18.00 fortgesetzt. Am Sonntag sind die Pforten von 11.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.