Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Karlheinz Pichler · 07. Okt 2011 · Ausstellung

Alles aus der Linie heraus entwickelt – Karl-Heinz Ströhle im Otten Kunstraum in Hohenems

Nach Werkschauen zur Russischen Avantgarde, zum Schaffen Gottfried Honeggers sowie einer Gegenüberstellung von Gewobenem und Gemaltem aus der hauseigenen Sammlung widmet der Otten Kunstraum unter dem Titel „Ornament und Aformation“ seine vierte Ausstellung dem aus Vorarlberg stammenden und an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien unterrichtenden Künstler Karl-Heinz Ströhle.

Nähert man sich dem Eingangsbereich des Otten Kunstraums, so fällt im Freigelände davor eine monumentale „Blase“ auf, die aus vier kreisförmig geschlossenen Federstahlbändern geformt wird. „Drop“, wie die vom Kunstsammler und Industriellen Wilhelm Otten bei Ströhle in Auftrag gegebene Skulptur heißt, reagiert sensibel mit Schwingungen, wenn man sie anstupst. In ihrer Berühungsempfindlichkeit verweist sie inhaltlich wohl auch auf die aktuelle Fragilität der Weltwirtschaftslage, die wie eine Seifenblase jederzeit zu platzen droht.

Die Ideen von heute waren früher bereits vorhanden

Im Inneren des Museums erwarten den Besucher dann sorgsam ausgewählte Werke des Künstlers, die in den vergangenen 20 Jahren entstanden sind. Zwar ist der Großteil der Ströhleschen Exponate doch neueren Datums, aber es lässt sich anhand der präsentierten Gemälde, Zeichnungen, Objekte und Videos doch herauslesen, was sich wie ein roter Faden durch das Schaffen Ströhles hindurchzieht, nämlich die Linie. Der Künstler ist in den 1980er Jahren mit „Streifen- und Linienbildern“ bekannt geworden,  und dieses Element ist heute nach wie vor dominant. Oder umgekehrt formuliert, die Ideen von heute waren damals schon vorhanden.

Alles "wobbelt"

Zentrales Arbeitsgerät sind heute die schon erwähnten Federstahlbänder. Er formt mit ihnen bewegliche Skulpturen, die an Vasen, Flaschen oder Hosen erinnern. Tippt man sie an, so beginnen sie zu „wobbeln“, wie Ströhle dies nennt, und werfen Schatten auf den Boden oder an die Wände, die wie animierte Zeichnungen wirken. Er verwendet die Bänder auch als Schablonen, um blasenartige Gebilde auf die Leinwand zu bringen, die dann wie gestauchte oder ins Bild gequetschte „Bubbles“ wirken. Die mit den Bändern formierten Wobbels dienen auch als ein Art Behausung für Performancekünstler oder TänzerInnen, die sich in diesem Federstahlgehäuse bewegen und die Kunstwerke wie lebende Figuren erscheinen lassen. Im Otten Kunstraum sind mehrere Videoaufzeichnungen solcher Federstahlbandperformances installativ angeordnet. Am eindringlichsten dabei die Videoarbeit „1X1X1“, die in Zusammenarbeit mit Tom Hanslmeier entstanden ist – mit dem Ströhle immer wieder kooperiert -  und im Öltank gezeigt wird, der sich ebenfalls im Freigelände befindet. In diesem Video bewegt sich eine Tänzerin innerhalb eines Federstahlbandgebildes nach einer bestimmten Choreografie, wobei die Geräusche der vor- und zurückpeitschenden Bänder den geschmeidigen Bewegungsakt gespenstisch-eisige untermalen.

Karl-Heinz Ströhle
„Ornament und Aformation“
Otten Kunstraum, Hohenems
bis 31. Mai 2012
www.ottenkunstraum.at